Der plötzliche Herztod – vor allem bei Kindern – ist keine Sache, über die Eltern gerne nachdenken. Dennoch sterben immer wieder Kinder und Jugendliche daran. Insgesamt gehört der plötzliche Herztod zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland bzw. in den Industrieländern. Alleine über 100.000 Menschen trifft das jährlich. Davon sind fünf bis fünfzehn Prozent Kinder oder Jugendliche.
Todesfälle ohne autoptisch erkennbare Ursache, die nach dem ersten Lebensjahr auftreten, werden als „sudden unexplained death syndrome“ (SUDS) bezeichnet. Erfolgt der Tod aus ungeklärter Ursache vor dem ersten Lebensjahr, wird von einem „sudden infant death syndrome“ (SIDS) gesprochen. (aerzteblatt.de)
Meist sind unerkannte Herzfehler oder auch genetische Veränderungen die Ursache für den plötzlichen Herztod. Schon jetzt werden Säuglinge bei Vorerkrankungen in der Verwandtschaft nach möglichen Herzfehlern untersucht. Bei uns passierte das im Krankenhaus drei Tage nach der Geburt, eine unverzichtbare Maßnahme um mögliche Erbschäden auszuschließen. Leider lassen sich nicht alle Erkrankungen so einfach erkennen, einige treten erst später auf oder bleiben unentdeckt.
Einer der häufigsten Defekte bei Kindern und Jugendlichen ist eine familiäre hypertrophe Kardiomyopathie, eine Verdickung der Herzmuskels.
Ein Risiko für den plötzlichen Herztod können Eltern allerdings selber minimieren: Die Herzmuskelentzündung.
Sie tritt auf, wenn Atemwegserkrankungen durch Infekte nicht richtig ausheilen; dann greift die Entzündung auf den Herzmuskel über und schädigt ihn – dauerhaft. Macht das betroffene Kind dann noch Sport oder strengt sich an, kann das schnell zum Herzversagen führen.
Elias (Name von der Redaktion geändert) war 14, als er auf dem Fußballfeld zusammenbrach. Sein Herz stand auf einmal still. Was keiner wusste – er litt unter einem unerkannten Herzdefekt. Seine Mitspieler reagierten schnell, riefen 112, der Trainer wendete die Herzdruckmassage an – vergebens. Elias starb am plötzlichen Herztod. Ein Defibrillator hätte vielleicht helfen können, aber es war keiner vorhanden. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass Elias an einer Herzmuskelentzündung litt – verursacht durch einen schweren Infekt. Die Entzündung hatte leichtes Spiel – Elias ging trotz Krankheitsbeschwerden weiterhin zum Fußballtraining, die Jugendmeisterschaft stand an. Hätte er sich auskuriert, wäre er heute vielleicht noch am Leben.

Experten empfehlen einen medizinischen Check-up, wenn Kinder in einen Sportverein eintreten und Leistungssport betreiben wollen. Damit werden bisher unerkannte Herzfehler aufgespürt und entsprechend behandelt.
Die Untersuchung umfasst einen EKG, das Abhören der Herztöne und oben erwähnten Herz-Ultraschall. Profisportler unterziehen sich übrigens regelmäßigen Check-ups (u.a. Fußball, Marathon, Handball).
Darauf solltet ihr außerdem bei eurem Kind achten und ggf. medizinische Risikofaktoren abklären lassen:
- Hat mein Kind Asthma?
- Gibt es Herzerkrankungen in der Familie?
- Leidet das Kind unter Atemnot?
- Schwankt die Leistungsfähigkeit sehr stark?
- Leidet das Kind unter schwerer Erschöpfung?
- War das Kind Traumata ausgesetzt, z.B. Bewusstlosigkeit durch Unfall?
Diese Punkte sind natürlich nur Anhaltspunkte und können auch auf andere Krankheiten hindeuten. Auf jeden Fall solltet ihr einen Arzt konsultieren, falls ihr etwas Ungewöhnliches beobachtet.
Woran du einen Herzstillstand erkennst
- der Betroffene stürzt oder fällt in sich zusammen – Bewusstlosigkeit
- kein Pulsschlag mehr (Achtung, nicht mit dem Daumen fühlen)
- Atmung setzt aus
- Augen sind häufig offen, die Pupillen erweitert
- keine Reaktion auf Ansprache
- Haut verfärbt grau
Tritt diese Situation ein, kann der Tod sofort eintreten. Nach rund vier Minuten drohen schon Gehirnschäden. Eine Überlebenschance haben Betroffene nur, wenn Lebensrettende Maßnahmen durchgeführt werden.
Was ihr im Notfall tun müsst
- 112 rufen oder jemanden bitten, das zu tun
- Herzmassage beginnen, bei Übung mit Beatmung (im Rhythmus von “Stayin alive”)
- Ruft um Hilfe – die Herz-Druck-Massage ist sehr anstrengend – wenn ihr euch abwechselt ist es einfacher
- Defibrillator einsetzen wenn vorhanden
- Weitermachen!
Wichtig für euch zu wissen: Die Defibrillatoren sind meist ab 25 kg ausgelegt, einige habe auch spezielle Austauschkassetten für Kinder, so dass diese auch reanimiert werden können. Ein Defibrillator kann ohne jegliche Vorkenntnisse genutzt werden – per Sprachsteuerung führt er euch komplett durch die Erste-Hilfe-Maßnahme und entscheidet selber, ob ein Schock ausgelöst werden muss. Dafür sorgen Elektroden, die ihr zu Beginn auf den Körper klebt.
Dieser Beitrag nimmt an der Initiative “Blogger retten Leben” teil:
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Bild: Matej Kastelic/ Shutterstock
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