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Richtig Schwimmen lernen für Kinder – Tipps vom Profi

Schwimmen lernen für Kinder ist so wichtig – dennoch lernen immer weniger Kinder das Schwimmen. Um dem Negativtrend entgegenzuwirken, habe ich mit Andrea Teichmann, Schwimmlehrerin und Rettungsschwimmerin aus Grevenbroich, gesprochen. Ihre besten Tipps und ihre Erfahrungen hat sie in das Buch “WASSER-WONNE – Schwimmen mit kleinen und großen Babys” gepackt. Was sie zum Thema Schwimmen lernen für Kinder zu sagen hat, welche Hilfsmittel sie für gut befindet und was uns Australier voraus haben, lest ihr heute auf dem Blog.

Interview mit Andrea Teichmann

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Steckbrief

Mein Name ist Andrea Teichmann und ich bin Kursleiterin, Autorin und Marketingspezialistin für Sport- und Gesundheitskurse. Mit meinem Team von Aqua Fun Aktiv begleite ich kleine und große Wasserratten durch die Wasserzeit. Als vierfache Mutter kenne ich die Ängste und Sorgen, die Eltern haben, wenn es um das Element Wasser geht.

 

 

 

Hallo Andrea, schön, dass du Zeit für das Interview hast. Du bist Schwimmlehrerin und Rettungsschwimmerin, wie kam es dazu?

Ich bin schon als Wasserratte geboren, mit drei Jahren habe ich mein Seepferdchen gemacht und bin dann viele Jahre auf DLRG Wettkämpfen geschwommen. Dadurch kam ich zum einen mit dem Rettungsschwimmen, der Badeaufsicht an Gewässern und auch mit den Wasserkursen in Kontakt. Mein damaliger Schwimmtrainer bot mir an, bei den Nichtschwimmkindern auszuhelfen und dann habe ich nach und nach meine Ausbildungen in diesem Bereich absolviert. Schon seit über zwanzig Jahren arbeite ich als Fachübungsleiterin für Orthopädie, Aquafitness Prä- und Postnatal, Gesundheitstraining für Kinder- und Babyschwimmen.

Die Tendenz geht ja zum Nichtschwimmer, damit steigen die Unfälle in Bädern und an Seen. Warum glaubst du, ist das so?

Zum einen lernen immer weniger Kinder schwimmen, weil durch schließende Schwimmbäder der Schwimmunterricht sowohl durch Vereine, Schwimmschulen und auch der Grund- und weiterführenden Schulen entfällt.

Außerdem gehen viele Eltern mit dem Thema Wasser sorglos um. Ich bin ja selbst Mutter und weiß, wie schwer es ist, immer überall seine Augen zu haben. Als Rettungsschwimmerin habe ich schon mal ein kleines Kind aus einem Lehrschwimmbecken rausgefischt, während die Eltern im warmen Babybecken saßen und gar nicht mitbekommen hatten, dass ihr Kind weggelaufen ist. Die Becken waren nur drei Meter auseinander.

Leider muss ich auch feststellen, dass viele Eltern sich leicht von ihren Handys ablenken lassen und die Kinder somit nicht mehr im Blick haben. Und ich sehe immer wieder, dass Kleinkinder ohne Schwimmhilfen am Wasser spielen.

In unserer Region sind Schwimmkurse für kleine Kinder rar, angeboten werden Kurse für Schulkinder. Was rätst du Eltern, die Kindern früher das Schwimmen beibringen wollen?

Durch eine frühe Wassergewöhnung – am besten im Babyalter – fördert man das Schwimmen lernen. Babyschwimmen stimuliert die Bewegungs- und Sinnesfähigkeit des Babys und fördert die geistige Aufnahmefähigkeit. Wer seinen Kindern frühzeitig die Wassergewöhnung ermöglicht und Wasser bzw. Schwimmkurse in das Familienleben integriert, hat den Vorteil im nächsten Badeurlaub auf seiner Seite: So gerät das Kind z. B. nicht mehr in Panik, wenn eine Welle darüber hinweg schwappt.

Welche Hilfsmittel kannst du zum Schwimmen lernen empfehlen? Und welche sind unter Umständen gefährlich?

Es gibt keine perfekte und 100-prozentig sichere Schwimmhilfe. Wasser ist und bleibt gefährlich, selbst wenn man schwimmen kann. Für Nichtschwimmer-Kinder sind Schwimmflügel ein Muss. Aber auch sie bieten keinen hundertprozentigen Schutz vor dem Ertrinken. Deshalb sollten Kinder – egal in welchem Alter – nie ohne Aufsicht am und im Wasser spielen. Zum Schwimmen lernen eignen sich Schwimmnudeln und Schwimmbretter.

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Bitte erzähle uns doch, was das Wichtigste beim Schwimmen lernen ist:

Am Anfang steht erst mal die Wassergewöhnung. Damit können Eltern bereits im Babyalter beginnen. Gemeinsames Planschen und Spielen schafft Vertrauen mit dem Wasser. Wichtig ist, dass diese Phase spielerisch abläuft. Je älter die Kinder werden, umso mehr kann man sie ermutigen kurz abzutauchen oder sie vom Beckenrand springen lassen. Eltern sollten dabei selbst keine Angst vor dem Wasser oder dem Tauchen zeigen. Das überträgt sich sonst sofort auf das Kind. Mit ca. vier Jahren haben Kinder dann meist die körperlichen und geistigen Voraussetzungen, um richtig Schwimmen zu lernen. Schwimmen und Fahrrad fahren gehört nicht zu unserem Bewegungsgedächtnis, das heißt, wir müssen diese Bewegungen mühselig erarbeiten und abspeichern. Kindern das Brustschwimmen zu erklären, funktioniert daher frühestens ab 4 Jahre. Wenn die Kinder dann bereits gut ans Wasser gewöhnt sind, lernen sie das Schwimmen meist sehr viel schneller.

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Ein Trend aus Australien ist das Schwimmen lernen schon für Ein- bis Zweijährige. Die Knirpse können sich schon prima über Wasser halten. Warum wird das in Deutschland nicht häufiger unterrichtet? So könnten doch viele Unfälle vermieden werden.

Das ist eine schwierige Frage. Fragt man fünf Schwimmlehrer danach, welches die richtige Schwimmart zum Schwimmen lernen ist, bekommt man fünf verschiedene Meinungen. Ich persönlich versuche jedes Kind da abzuholen, wo es steht und finde es wichtig, dass die Kinder zuerst Brustschwimmen lernen, weil die wenigsten Kinder heute so wassergewöhnt sind, dass sie gerne ihren Kopf unter Wasser nehmen und sich mit Brustschwimmen am besten im Wasser orientieren können. Es gibt hier keine einzige richtige Lösung, sondern viele Wege führen zum Ziel.

Woran erkennen Eltern guten Schwimmunterricht?

Guter Schwimmunterricht besteht aus kleinen Gruppen, also max. 5 Kinder pro Schwimmlehrer und mind. 30-40 Minuten Wasserzeit. Die Schwimmlehrer sind besonders ausgebildet im Umgang mit Kindern, haben ein gültiges Rettungsschwimmabzeichen und einen Erste-Hilfe-Kurs für Kinder- und Säuglingsnotfälle.

Liebe Andrea, ich danke dir für das informative Interview.

schwimmen-lernen-kinderAndreas Buch übers Schwimmen lernen für Kinder könnt ihr gewinnen: Ich verlose zwei Exemplare. Dazu beantwortet einfach folgende Frage, hier auf dem Blog oder auf Facebook unter dem Originalbeitrag: Wann wart ihr das letzte Mal Schwimmen?

Teilnahmeschluß ist der 20. Oktober 2019 20:00 Uhr. Es entscheidet das Losverfahren. Eure Namen und Emailadressen werden zur Gewinnübermittlung an Andrea weitergegeben.

Weitere Teilnahmebedingungen

Dass Kinder richtig Schwimmen lernen ist wichtig: Wisst ihr, ob bei euch Schwimmkurse angeboten werden? Bei uns ist das Angebot für kleine Kinder rar. Spielstunden im Wasser bringen mir nichts, ich möchte, dass mein Dreijähriger sich über Wasser halten kann. Es ärgert mich unheimlich, dass Kurse entweder Jahre im Voraus ausgebucht oder erst für Kinder ab fünf bis sechs Jahren zugelassen sind. Können eure Kinder schon Schwimmen? Wann fangt ihr mit dem Schwimmen lernen an?

Ich war früher übrigens eine richtige Wasserratte, egal ob Pool, Nordsee oder Atlantik. Teilweise war ich auch etwas zu wagemutig, beispielsweise, wenn die Flut zurückkam und die Priele (Gräben) vollgespült hatte. Manchmal hatte ich auch die Strömung unterschätzt. In solchen Situationen war ich froh, sehr gut Schwimmen zu können, sonst wäre ich nicht so glimpflich davon gekommen.

Gefährliche Meeresströmung im Atlantik

Ich erinnere mich daran, wie ich nahe des Lac Rosé (Senegal) hinaus in den Atlantik geschwommen bin, durch die Strömung und die leichten Wellen kam ich gut voran. Mit jedem Schwimmzug legte ich mehrere Meter zurück, das machte richtig Spaß. Als ich mich umdrehte, waren die Menschen am Strand schon ganz klein, ein Boot zu meiner Rettung wurde gerade klar gemacht. Als ich wieder nach vorne schaute, sah ich das Riff schon ziemlich nahe. Und eine Haiflosse. Die Motivation, schnell wieder den Strand zu erreichen, war groß. Aber die Strömung war gewaltig. Damals war ich ziemlich durchtrainiert, hatte eine gute Kondition. Ich glaube, heute würde ich diesen Rückweg nicht mehr schaffen. Umso wichtiger ist es, sich selbst und auch das Können der Kinder in Sachen Schwimmen richtig einzuschätzen. Übrigens: Die rote Flagge am Strand bedeutet: NICHT ins Wasser gehen! Auch das wird leider oft ignoriert.

Habt ihr auch schon schlechte Erfahrungen mit Wasser gemacht?

Cheers, Victoria

Bilder mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt durch Andrea Teichmann. Urheberrechtlich geschützt.

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Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Bilyana Mikova

    Hallo Victoria,

    toller Beitrag, vor allem für Eltern mit kleinen Kindern, die noch nicht schwimmen können. Ich stimme Deiner Meinung voll zu, dass das Schwimmen lernen besonders wichtig ist.

    Daher sind die Schwimmhilfen wie Schwimmbretter oder Schwimmflügel extrem hilfreich bei kleinen Kindern, die Respekt vor dem Wasser haben. Klassische Schwimmbretter mit Griffen und Mulden z. B. sind perfekt für Schwimmanfänger, da sie zusätzliche Sicherheit bieten.

  2. Kathrin

    Ganz toller Artikel! Ist gerade aktuell Thema bei uns zu Hause und wir haben jetzt für den Großen (5) sogar extra Einzelunterricht gebucht, weil a) die Schwimmkurse mit 10 Kindern zu groß sind, er b) sich nicht ohne Begleitung traut und c) generell alles schon ein Jahr im Voraus ausgebucht ist.

  3. Alba

    Lanzarote! Da waren wir mit Kind schwimmen <3

  4. Sonja

    Das Buch ist ein tolles Geschenk für eine Freundin. Wir waren zuletzt im Sommer im Freibad schwimmen LG Sonja

  5. Susanne

    Finde ich super, den Beitrag. Bei uns in der Gegend rund um die Ostalb gibt es auch nur wenig Plätze im Schwimmkurs. Ich will das Buch unbedingt gewinnen, so kann ich zur Not selber mit meiner Tochter üben…LG

  6. Tanja

    Öhmmm, gestern! Gestern haben wir den Tag im Mittelmeer verbracht und das Kind hat schon mal Tauchen geübt. Natürlich freiwillig und ohne Druck. So, bin ik nu‘ im Lostopp?☺️??

    1. Kuchenerbse

      Ich beneide dich ein klein wenig um die Attribute “Meer” und “Tauchen”. Absolut, bist du 🙂

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