Wer Fibromyalgie hat, leidet meist unter weiteren Parallelerkrankungen. Die häufigsten Komorbiditäten zähle ich im nachfolgenden Text auf. Außerdem habe ich nützliche Seiten mit mehr Informationen zu den betreffenden Krankheiten und Autoimmunerkrankungen verlinkt.
Die Top 3 der häufigsten Komorbiditäten bei Fibromyalgie sind gefühlt sicherlich Hashimoto, das Mastzellsyndrom und myofasziale Schmerzsyndrome. Fakt ist: Bist du morgens wahnsinnig müde und unausgeschlafen (und dein Baby ist nicht der Grund dafür), solltest du auf Spurensuche gehen…
Fibromyalgie & Parallelerkrankungen
Schilddrüsenfunktionsstörungen bei Fibromyalgie
Unterfunktion, Überfunktion, Hashimoto: Gesunde Schilddrüsen bei Betroffenen von Fibromyalgie sind selten. Wer Probleme mit dem Gewicht hat, unter Haarausfall leidet, Konzentrationsprobleme hat oder sehr müde ist, sollte seine Schilddrüse abklären lassen. Leider reichen dafür nicht immer die üblichen Werte bei der Blutuntersuchung beim Hausarzt.
Chronische Schmerzen (myofasziale Schmerzsyndrome)
Spannungskopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Nackenschmerzen können für Betroffene die Hölle auf Erden sein. Der Schmerz geht hierbei von irritierter Muskulatur aus. Auslöser für chronische Schmerzen können neben Fibromyalgie auch Unfälle, Diabetes oder Krebs sein.
Chronisches Fatigue-Syndrom: Erschöpfung pur
Die Diagnose ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis (ME)) wird dann gestellt, wenn Symptome länger als 6 Monate andauern. Auch weitere Krankheiten, die mit chronischer Fatigue einhergehen, müssen ausgeschlossen werden. Darunter fallen u.a. Autoimmunerkrankungen, neurodegenerative Erkrankungen oder Krebs. Häufige komorbide Erkrankungen bei CFS sind übrigens Fibromyalgie, Reizdarm, Hashimoto Thyreoiditis oder Endometriose.
Die schwere Multisystemerkrankung hat bislang keine definierte Ursache. Die meisten Fälle werden durch eine Infektion ausgelöst (z.B. Covid, Herpesviren, EBV, Influenza u.a.). Auch Bakterien wie Borrelien oder Legionellen können das Fatigue-Syndrom auslösen. Weiterhin auch Schwangerschaft, HWS-Trauma, Operationen oder besondere körperliche oder psychische Belastungen. Mit einer Antikörper-Bestimmung können Betroffene das Fatigue-Syndrom eingrenzen.
Mastzell-Aktivierung – Ursache für Fibromyalgie?
Reizdarm, Fibromyalgie oder Histaminintoleranz sollen neuen Studien zufolge auf das Mastzellsyndrom (MCAS) zurückzuführen sein. Mastzellen können durch unterschiedliche Reize aktiviert werden, z.B. Stress, Umweltgifte oder Nahrungsmittel. Während Diagnosen wie Reizdarm, Fibromyalgie oder Allergien gestellt werden, steckt häufig MCAS dahinter. Daher sollten Erkrankte unbedingt das Mastzellsyndrom nicht nur als Parallelerkrankung sehen, sondern womöglich als Auslöser der Probleme. Symptome sind u.a. Müdigkeit, Juckreiz, Hitzewallungen, Reizdarm, Herzstolpern, Konzentrationsprobleme oder Schlafstörungen, Migräne, Infektanfälligkeit, Depressionen u.a.

Restless Legs – lästige Begleitung der Fibromyalgie
Die genauen Ursachen der Bewegungsstörung sind nicht bekannt. Ein Drittel der Betroffenen ist familiär vorbelastet. Weitere Risikofaktoren sind u.a. Rauchen, starkes Übergewicht, wenig Bewegung. Auch Menschen mit Eisenmangel, B-Vitamin-Mangel, Anämie, chronischen Erkrankungen der Leber oder Niere oder neurologischen Erkrankungen leiden häufig darunter. Zudem verstärkt sich RLS auch in der Schwangerschaft. Auch das Einnehmen oder Absetzen einiger Medikamente verstärkt das Restless Legs Syndrom. Das Syndrom lässt sich z.B. mit Cannabis, Eisentherapie oder Medikamenten behandeln.
ADHS – unerkannte Ursache für Fibromyalgie
Menschen, die teilweise jahrzehntelang mit unerkanntem ADHS (oder anderen Neurodivergenzen) leben, können unter Umständen Fibromyalgie entwickeln. Experten gehen davon aus, dass der jahrelange Stress Auslöser für Fibromyalgie sein könnte. Hierzu stehen noch weitere Studien aus. ADHS im Erwachsenenalter unterscheidet sich in der Symptomatik von dem im Kindesalter. Bis zu 40% der Erwachsenen mit ADHS leiden unter Ängsten und Depressionen. Auch Restless Legs, Schlafstörungen, Bluthochdruck oder Erschöpfung sind Indikatoren für ADHS. Eine erste Einschätzung kann eine Fachlektüre zum Thema sein oder die Vorstellung bei Experten.
Ursachenforschung: Borreliose & Infektionen
Borreliose wird als einer der Auslöser der Fibromyalgie gehandelt. Auf jeden Fall haben viele Betroffene auch damit zu kämpfen. Borreliose kann nach einem Zeckenstich eintreten und ist nicht mit der gefürchteten Hirnhautentzündung gleichzusetzen. Auch Viren wie das Eppstein-Barr-Virus oder Corona können im Körper für Trubel sorgen. Manchmal ist dieses Virus nach Jahren wieder aktiv, ohne dass wir das merken. Reaktivierte Viren werden leider selten entdeckt, chronische EBV-Infektionen sorgen u.a. für chronische Müdigkeit oder Rheuma.
Migräne bei Fibromyalgie
Fibromyalgie-Erkrankte klagen häufig über Migräne. Migräne kann verschiedene Ursachen haben, beispielsweise Ernährung, Wetter, Stress, Rückenprobleme u.a. Wer unter Migräne leidet, sollte auf jeden Fall beim Neurologen vorstellig werden. Außerdem wird das Intervall-Fasten nicht für Migräne-Patienten empfohlen, da dies die Anfälle verstärken könnte.
Bluthochdruck durch chronischen Stress
Bluthochdruck kann zum Beispiel durch Stress oder eine bewegungsarme Lebensart entstehen. Auch eine ungesunde Ernährung ist mitverantwortlich für zu hohen Blutdruck. Durch die chronische Erkrankung können Blutdruckwerte tendenziell höher sein als bei sonst gesunden Menschen. Zu hoher Blutdruck kommt übrigens schleichend. Daher: Wer das hier liest, möge bitte noch diese Woche seinen Blutdruck kontrollieren! Zu Hause, beim Arzt oder in der Apotheke.
Depressionen & Ängste bei Fibromyalgie
Was war zuerst da, Depression oder chronische Erkrankung? Henne oder Ei, die alte Frage. Chronische Erkrankungen belasten Menschen sehr, daher kämpfen viele Betroffene auch mit Depressionen. Und wer unter Depressionen leidet, hat oft nicht die Kraft, nötige Veränderungen, z.B. der Lebensweise, anzugehen. Ein Teufelskreis entsteht. Auch Angststörungen treten vermehrt auf. Wer häufig wiederkehrende sehr negative Gedanken hat sollte dringend professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Telefonseelsorge: 0800-1110111 (evangelisch) oder 0800-1110222 (katholisch) oder 116123.
Autoimmun-Erkrankungen bei Fibromyalgie
Vitiligo (Weißfleckenkrankheit), Allergien, Lichen Sklerosus oder Hashimoto – die Liste der Autoimmunerkrankungen ist lang. Wer ständig mit seinem Immunsystem zu kämpfen hat, sollte sich unbedingt einen Expertenrat einholen. Mein Tipp: Ein ausgewiesener Ernährungsmediziner. Häufig lässt sich mit entsprechender Umstellung der Lebensweise und der Ernährung der Leidensdruck verringern. Zudem überweist der auch an andere Experten wie zahnmedizinische Profis oder Hautspezialisten.
Fibromyalgie & Reizdarm
Ganz häufig genannt als Parallelerkrankung zu Fibromyalgie ist der Reizdarm. Reizdarm wird diagnostiziert, wenn alles andere ausgeschlossen wurde. Das heißt, es wird eine Darmspiegelung gemacht, Laktose- und Fruktosetests und weitere Tests. Am Ende bleibt nur die Diagnose. Betroffene leiden meist unter einem Blähbauch, Bauchschmerzen und Verdauungsschwierigkeiten. Bei dieser Diagnose wird eine Darmsanierung und eine Beratung bei einem Ernährungsmediziner empfohlen.
Ständige Schmerzen: Rheumatische Arthritis
Fibromyalgie ist kein Rheuma. Dennoch wird häufig zusätzlich die rheumatische Arthritis diagnostiziert. Diese Parallelerkrankung kann die Mobilität der Betroffenen einschränken und erschwert das Alltagsleben. Meist müssen die Patienten starke Schmerzmittel einnehmen.
Hormonelle Störungen bei Fibromyalgie
Endometriose (krankhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut, betrifft u.a. Darm, Lunge, Bauchraum) oder das prämenstruelle Syndrom (PMS) gehören zu den häufigsten hormonellen Störungen, die Fibromyalgie-Betroffene haben können. Weiterhin leiden Patienten auch unter hormonell bedingten Schlafstörungen.
Mehr als kalte Finger: Raynaud-Syndrom
Blutleere Fingerspitzen, taube Finger: Kälte und Stress triggern das Raynaud-Syndrom, das auch an den Zehen oder Ohren auftreten kann. Die Durchblutungsstörung ist noch wenig erforscht und Betroffene können kaum mehr tun, als die Finger warm zu halten und Begleiterkrankungen zu mindern. Es gibt das primäre Raynaud-Syndrom ohne erkennbare Grunderkrankungen. Und es gibt das sekundäre Raynaud-Syndrom als Begleiterkrankung, z.B. bei Schwermetallvergiftung, systemischer Sklerose, Lupus erythematodes, Ehlers-Danlos-Syndrom oder Arteriosklerose. Fibromyalgie-Erkrankte leiden oftmals auch unter dieser Parallelerkrankung.

Der Text erschien im Original auf kuchenerbse.de und wird in der Mitgliederzeitschrift “Optimisten” bei der Deutschen Vereinigung für Fibromyalgie e.V. veröffentlicht.
Die Autorin leidet selbst nicht nur an Fibromyalgie, sondern gleich an mehreren Autoimmunkrankheiten wie Hashimoto, Lichen Sklerosus & Vitiligo. Dazu kommen noch weitere Parallelerkrankungen zu Fibromyalgie, die auch oben im Text aufgeführt sind.
Außerdem wurde sie mit 42 Jahren mit ADHS spät-diagnostiziert. Der Jackpot quasi, aber von nichts kommt ja nix.