Wandern mit Kindern, noch dazu im Allgäu, das klingt ein wenig nach einer Mischung von „Heidi“, „der Bergdoktor“ und gähnender Langeweile (zumindest für Nordlichter ohne Wandererfahrung, wie mich). Dass Wandern echt cool sein kann, kurzweilig und so gar nicht piefig, das haben wir letztes Wochenende festgestellt: Wir waren mit den Kindern im Allgäu wandern – mit Kinderwagen.
Unser neues Familienmitglied, das Wohnmobil „Hugo“, sollte endlich mal seine Jungfernfahrt erleben dürfen. Versuch eins scheiterte ja grandios an dem losen Kupplungsseil; wir kamen gerade bis zum Skyline Park (auch schön), jetzt buken wir kleinere Brötchen und wollten eine Tagestour fahren: Richtung Süden, bisschen Berge, bisschen wie Urlaub, schöner Ausblick und für die Kinder Abenteuer. Eigentlich wollten wir ins Bergbauern-Museum fahren, bei Immenstadt. Bei knapp 30 Grad eher die semi-gute Idee: Kaum Schatten dort.
Durch Zufall (und durch eine andere Bloggerin, ich verlinke unten) fanden wir wohl die schönste Wanderroute für kleine Kinder in ganz Bayern – ach was, bestimmt in ganz Deutschland! Na gut, die Wanderroute ist eigentlich ein Naturlehrpfad: Aber was für einer! Abenteuerspielplatz, Brücken, 13 Entdeckerstationen, Gebirgsbach und überragende Aussicht auf den Grünten – wir waren in Rettenberg auf dem
Naturerlebnispfad Galetschbach – Im Reich der Wasseramsel
Das Konzept von lernen, spielen und bewegen in der Natur ist einzigartig im Allgäu. Der Naturlehrpfad mit interaktiven Infostationen verläuft fast ausschließlich entlang eines – für Kinderwagen und Buggys befahrbaren – Weges direkt am Galetschbach. Die 13 Stationen erklären oder laden zum Spielen und Entdecken ein.
Wandern mit Kindern: Bergpanorama, Kuhglocken & Wasserspielplatz im Bach
Wir parken mit Hugo an der Grundschule. Es ist Sonntag, da dürfen wir stehen. Alternativ sind vor dem benachbarten Café Parkplätze frei. Laufrad aus dem Kofferraum, Baby in den Buggy, Sonnenhut auf den Kopf und los geht es: Wir wandern mit den Kindern entlang der Straße nach Bichel los, bergauf und bergab an Ziegenböcken vorbei, mit herrlicher Sicht auf den Grünten.
Wir biegen nach links ab, zum „Hasengarten“. Hier am Naturspielplatz legen wir eine wohlverdiente Pause ein: Klettermöglichkeiten, Rutschen, Nestschaukel, Buddelplatz und Dammbau im Bach – wir müssen aufpassen, dass wir rechtzeitig wieder weg kommen – es ist schon spät. Zum Abschied bimmeln die Kuhglocken, die Kinder winken den Bauern auf den Traktoren zu.
Von Trollen und Wichteln – Erlebnis-Wandern mit Kindern
Wir lassen den Spielplatz rechts liegen und laufen nun über einen Kiesweg leicht bergauf – auch ohne Luftfederung des Buggys kein Problem. An jeder Station halten wir: Wie riecht Knoblauch? Wie sieht eigentlich ein Insekt? Und was hören wir? Auf unserer Wanderung machen wir immer wieder Halt am Ufer des Galetschbach und suchen Schätze. Um die Motivation zu erhalten – wandern steht bei den Kindern nicht soo hoch im Kurs – erfinden wir Geschichten von Trollen und Wichteln, die im Wald und unter den Brücken wohnen. Zaubertürme (Steintürme) im Bach bestärken die Geschichte: Es ist wirklich ein wenig, als wandere man im Märchen. Für den Rest an Motivation sorgen eingepackte Gummibärchen. Es geht durch Tannenwald, unterwegs finden wir noch eine Wassermühle und überall Sitzmöglichkeiten zum Ruhen. Diese Wanderung ist wirklich einzigartig, finde ich.
Am Ende des Rundwanderweges geht es ordentlich nach oben: Zu einer Privatbrauerei. Das motiviert dann die Eltern, die Laufrad, Buggy und Kinder die letzten Meter schleppen. Oben angekommen, geht es durch Rettenberg an der Feuerwehr (!) vorbei, wieder hinab zur Schule.
Tipp für kleine Forscher: Die Forscherstation
Im Café Viventus können sich Eltern für ihre Kinder im Café einen Forscherrucksack ausleihen, mit Wasserbehälter, Becherlupe und Fernglas.
Leider nicht mehr verfügbar: Der Wasseramselsteig
Früher konnte man hier an einem Stahlseil gesichert mitten durch den Gebirgsbach waten und per Audioguide Informationen über die Wasseramsel anhören. Durch Hochwasser ist der Steig nicht mehr begehbar.
Wandern mit Kindern in Rettenberg – das könnt ihr sonst noch erleben
Rettenberg im Sommer
- Kinderspielplatz am Hartplatz (nähe Schule)
- Freibad Rettenberg
- Wanderung auf/ um den Grünten
- Wanderung zur Höflealp
- Burg Rettenberg
- Geratser Wasserfälle
Rettenberg im Winter
- Momentan ist der Skibetrieb am Grünten eingestellt
- Langlaufen & Skaten 9 km langen Emmereiser-Moos-Runde und Nachtloipe
- Winterwander- & Schneeschuhwanderwege
- Hütteneinkehr in Hütten- und Berggasthöfen
In der Nähe von Rettenberg
- Sonthofen
- Immenstadt
- Bad Hindelang
- Rottachsee
- Großer Alpsee
Über Rettenberg im Allgäu
Zum Wandern mit Kindern ist Rettenberg wirklich ein schönes Ziel im Allgäu: Klares Gebirgswasser, naturnahe Bewirtschaftung von Wiesen und Alpen und Bergbauern wie aus dem Bilderbuch: Das auf 806 m Höhe liegende Rettenberg mit nicht einmal 5.000 Einwohnern hat seine Traditionen und seine Ursprünglichkeit bewahrt. Durch die zentrale Lage im oberen Allgäu ist Rettenberg auch ein großartiger Ausgangspunkt für Wanderungen oder Radtouren mit Kindern. Und nach Oberstdorf sind es nur rund 20 Minuten, nach Füssen 40 und an den Bodensee eine knappe Stunde. Der beschauliche Ort liegt unterhalb des Grünten, des „Wächter des Allgäus“. Von unten seht ihr die Sendestation des Bayrischen Rundfunks in den Himmel ragen. Viele Wanderhütten säumen die Wege rund um Rettenberg und den Grünten.
Tipps für Wohnmobile
Mit unserem Wohnmobil konnten wir Sonntags vor der Grundschule stehen, wo wir niemanden störten (nicht über Nacht). Parkplätze sind außerdem gegenüber beim Sportverein, vor dem Café (Van, Busse). In Kranzegg unterhalb der Grüntenlifte befindet sich ebenfalls ein Parkplatz.
In Burgberg im Allgäu gibt es einen kleinen Wohnmobilstellplatz, Köberle heißt er. In Blaichach gibt es einen Wohnmobilpark, das ist auch nicht weit entfernt.
Weitere Wohnmobilstellplätze im Allgäu
- Weidachsee
- Sonthofen, Wonnemar
- Immenstadt im Allgäu
- Grüntensee, „Am Buron“
- Bad Hindelang
- Biohof Schwarzenbach
- Camping Jungholz
- Camping Waldesruh
- Alpen-Rundblick Blaichach
Weitere Stellplätze sind auf Karten ersichtlich.
Wandern mit Kindern im Allgäu – Linktipps
Dieser Beitrag wurde im September 2023 auf Bitten der Gemeinde Rettenberg aktualisiert.
Wandern mit Kindern im Allgäu – allgemeine Tipps für wanderfreudige Familien
Wandern mit Kindern – Tipps, Tricks und wichtige Informationen für Familien
Wandern kann mit Kindern kann Spaß machen. Oder auch nicht. Wie immer gilt: Es kommt darauf an. Wenn die Tour familiengerecht geplant ist. Kinder haben einen anderen Blick auf Wege, Ziele und bestimmte Herausforderungen. Was für Erwachsene selbstverständlich ist, kann für kleine Wanderer sehr schwer sein. Deshalb gilt: gut vorbereiten, Erwartungen anpassen und den Entdeckergeist fördern.
Die passende Route auswählen
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen – deshalb sollte jede Tour ihrem Alter, ihrer Ausdauer und ihrem Bewegungsdrang angepasst sein. Ideal sind Rundwege mit einer Länge von 2 bis 5 Kilometern, je nach Alter und Kondition. Hier gibt es vielerorts Entdeckerwege mit Stationen. Je mehr unterwegs zu sehen oder zu erleben ist, desto besser. Strecken mit Wasser, Tieren, Felsen oder kleinen Abenteuerelementen machen doppelt Spaß. Vermeidet steile Anstiege, schmale Gratwege oder lange Forststraßen ohne Highlights. Das langweilt oder ist zu gefährlich.
In vielen Regionen gibt es explizit ausgeschilderte Familienwanderwege, Naturerlebnispfade oder Thementouren – informiert euch vorher beim örtlichen Tourismusbüro. Auch auf Maps sind diese Wege markiert. Instagramprofile wie „entdeckerle“ berichten über tolle Wandermöglichkeiten.
Die richtige Vorbereitung
Bereitet euch gut vor. Packt wetterangepasste Kleidung ein und nutzt das Zwiebelprinzip. Auch im Sommer kann es in höheren Lagen kühl werden. Die Schuhe sollten gut passen und ein Profil haben, das auch auf rutschigen Wegen Halt gibt. Eine Kopfbedeckung gegen Kälte oder Sonne ist ebenso wichtig.
Denkt auch an Sonnencreme, Regenschutz, Mückenspray, Feuchttücher, Müllbeutel und eine kleine Reiseapotheke. Ein Kompass oder eine Karte zum Mitlesen stärkt bei älteren Kindern das Gefühl, selbst mitzuentscheiden.
Viele Kinder freuen sich, wenn sie selbst einen kleinen Rucksack tragen dürfen. Achtet darauf, dass dieser nicht zu schwer ist und vielleicht nur das Kuscheltier, ein Fernglas oder eine Trinkflasche enthält. Der Rucksack sollte gut sitzen und vorne zu verschließen sein, damit nichts rutscht. Für die Kleinsten haben wir daher den Rucksack für den Kindergarten genommen.
Essen und Trinken nicht vergessen
Regelmäßige Pausen mit kleinen Snacks erhalten die Energie und die Laune. Besonders geeignet sind Nüsse, Obst, Müsliriegel, belegte Brote oder Trockenfrüchte. Achtet darauf, dass ihr ausreichend Wasser dabei habt – pro Person mindestens einen halben Liter, bei Hitze deutlich mehr. Und: Packt doch zur Motivation noch einen Lieblingssnack ein. Wandern erschöpft!
Plant auch gezielt Trinkpausen ein, auch wenn noch niemand durstig wirkt. Kinder vergessen im Spiel oft das Trinken, was schnell zu Erschöpfung – oder schlimmer: Dehydration – führt.
So macht Wandern mit Kindern Spaß
Kinder wandern anders. Sie springen, bleiben stehen, sammeln, schauen. Plant also keine Strecke auf Zeit, sondern auf Erlebnis. Kleine Spiele, Rätsel oder eine Schatzsuche sorgen für Spannung. Auch Naturbingo oder eine einfache Liste wie „Finde etwas Weiches, etwas Rundes, etwas Rotes“ fördern die Wahrnehmung.
Erkundigt euch, ob es in der Region einen Kinderwanderpass, Stempelstationen oder Erlebnisstationen gibt. Das Ziel muss nicht spektakulär sein – ein Bach zum Planschen oder eine Hütte zum Picknicken reichen völlig aus. Wenn noch eine Gondel dabei ist – umso besser! Im Allgäu gibt es soviele Möglichkeiten! Am Tegelberg unten beispielsweise ist ein großer Spielplatz, eine Sommerrodelbahn, die Gondelstation, ein Kneippbecken…
Pausen planen und flexibel bleiben
Viele Kinder brauchen mehr Pausen als Erwachsene. Diese sollten nicht erst bei völliger Erschöpfung eingelegt werden. Nutzt natürliche Rastplätze, Wiesen, Felsen oder schattige Bäume. Sucht das Gespräch: Wo wollen wir rasten? Wer entdeckt den besten Picknickplatz? So fühlen sich Kinder wirklich ernst genommen.
Beobachtet die Stimmung: Wird ein Kind müde, gereizt oder still, ist es Zeit für eine Pause – oder ein vorzeitiges Ende. Eine unvollendete Tour ist besser als ein unvergesslicher Kraftakt unter Tränen.
Sicherheit geht vor beim Wandern mit Kindern
Informiert euch vorab über die Wetterlage, vermeidet Touren bei Gewittergefahr oder starker Hitze. Markierte Wanderwege sind sicherer. Querfeldein mag spannend sein, stört aber die Tierwelt und ist nicht sicher. Notiert euch im Vorfeld die wichtigsten Notrufnummern und vereinbart einfache Regeln mit den Kindern: Nicht weglaufen, Sichtkontakt halten, an Gefahrenstellen warten.
Bei kleinen Kindern bietet sich ein Tragesystem als Notlösung an, falls die Energie nicht bis zum Ende reicht. Aber bitte vorher daran gewöhnen. Sonst geht es euch wie uns, dass der Sprössling sich weigert, in der Kraxe zu sitzen.
Gemeinsame Zeit ist das Ziel beim Wandern mit Kindern
Das Wichtigste beim Wandern mit Kindern ist nicht das Ziel, sondern die gemeinsame Zeit. Vielleicht führt euch der Weg nicht auf den Gipfel. Letztlich geht es bei einem Ausflug um die schön genutzte Zeit. Und manchmal müssen wir Abstriche machen. Das ist ganz individuell.
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Hallo Victoria, dankeschön fürs Verlinken – und es freut mich, dass euch das Abenteuer Galetschbach so gut gefallen hat 🙂
Hallo Barbara, das hat es wirklich, ein sehr schöner Tipp von dir 🙂 LG
Wir sind schon immer begeisterte Wanderer und zum Glück macht es unseren Kindern auch Spaß 🙂 Wollen bald auch das erste Mal Wanderurlaub machen und haben uns schon ein Hotel in Scheffau gebucht. Freue mich und bin gespannt!
Hallo Laura, da wünsche ich euch viel Spaß! LG
Ui! Ich wusste gar nicht, dass es im Allgäu so viele Wohnmobilstellplätze gibt. Als ich dort zum Wandern mit Kleinkind war, hatten wir noch unseren alten Kombi. In Rettenberg haben wir uns da übrigens auch mehrfach herumgetrieben, allein 2x im Freibad. Und ist da nicht auch ein Kinderbauernhof? Vielleicht sollten wir mal wieder hin. Dann könnten wir auch gleich den schönen Rundweg machen.
Liebe Grüße
Angela
Hi Angela, schön von dir zu lesen 🙂 ja, Rettenberg hat uns total überrascht! Da ist wirklich eine Menge geboten. Liebe Grüße!
Das hört sich nach einem ziemlichen Volltreffer an, merke ich mir.
Liebe Grüße, Kristina
Das sind so Orte, die einen total überraschen, finde ich 🙂
Hallo Victoria,
das klingt ja nach einem schönen Familienausflug mit Hugo.
LG Thoralf
Hallo Thoralf, ja, das war es wirklich 🙂 LG