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Corona – Eltern in der Verantwortung (und alleine damit)

In meinem Kopf rauschen die Infos wie eine Kreuzsee durcheinander. Die Quintessenz bleibt aber immer dieselbe: Wir Eltern, wir tragen die Verantwortung.

Wir (er)trugen im ersten Lockdown sämtliche Vorgaben, um die ältere Generation zu schützen. Tausende Kinder leiden unter den Spätfolgen der Isolierung. Wir Eltern versuchten alles, um den Ausgleich zu schaffen: Tanzten im Wohnzimmer, installierten ein Videokonferenzsystem nach dem anderen, mimten beim Taekwondo-Unterricht den Sparringpartner, bemalten Steine, lösten Hausaufgaben, spielten Fußball und radelten mit den Kindern um die Wette. Abends machten wir uns erschöpft an die eigentliche Arbeit, die Wäsche blieb mal wieder liegen.

Eine Welle folgte der anderen, mit dabei waren Lockdowns unterschiedlicher Ausführung.

Wir brauchen Menschen, die ihrer Verantwortung für die gesamte Bevölkerung auch wahrnehmen

Ich bin nicht gegen diese Maßnahmen, überhaupt nicht. Im Gegenteil: Mittlerweile erreichen Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen astronomische Höhen. Die Zahlen, so hoch wie nie, die Impfquote deutlich zu niedrig. Luftfilter fehlen, in Schulen wie in Kitas. Die Entscheidung darüber treffen Menschen, deren Kinder gr0ß sind oder gar kinderlos sind. “Brauchen wir nicht” oder “in den nächsten Jahren” sind in dieser Pandemie die falsche Aussage. Dennoch getroffen, auch bei uns.

Covid nicht so ungefährlich wie häufig kommuniziert

Covid sei doch nicht gefährlich für die Kinder. Das Deckmäntelchen verrutscht aber gerade. Erstaunlicherweise sind in den USA bereits knapp 200 Kinder an Covid verstorben, Tausende in den Krankenhäusern. Das Risiko, durch Long Covid bleibende Schäden (Organschäden, Hörverlust usw.) zu erleiden, liegt mittlerweile bei rund acht Prozent. Durch PIMS, ausgelöst durch eine Covid-Infektion, erkrankten in Großbritannien bereits Hunderte Kinder. Eines von 1000 stirbt. Keine geringe Quote.

“(…) Aus England wurden in den 10 Monaten bis zum 1. Februar 2021 bei 51 von 1.334 hospitalisierten Kindern und Jugendlichen neurologische Komplikationen gemeldet. Das entspricht einer Prävalenz von 3,8 Fällen auf 100 pädiatrische Patienten. Sie lag damit höher als in einer Erwachsenenstudie. (…)” [Ärzteblatt]

Keine Lockdowns bedeuten auch steigende Zahlen. Kleine Kinder halten weder Abstand noch tragen sie Maske. Kinder spielen zusammen, Viren finden ihren Weg. Das macht uns schon zum zweiten Mal das RS-Virus klar. EHEC, EPEC, RSV, NORO und nun auch Covid – Kindergärten und Schulen sind der Ballermann vieler Erreger.

Es wird Zeit, dass wir uns der Verantwortung stellen. Dass wir die Sicherheit unserer Kinder konsequenter einfordern. Dass Menschen, denen wir die Verantwortung unserer Lieben übertragen haben, ihrer Verantwortung gerecht werden.

Impfpflicht für vulnerable Gruppen

Ich bin für eine Impfpflicht für Arbeitnehmer in vulnerablen Berufen. ErzieherInnen, LehrerInnen, Krankenhauspersonal, Hospizangestellte, Pflegekräfte – sie alle mussten sich gegen Masern impfen lassen. Warum ist denn diese Impfung so ein Problem?

Wir leben in einer Solidargemeinschaft. Das heißt, wir sind verantwortlich, vulnerable Gruppen in der Gesellschaft zu schützen. Tun wir das nicht, treten wir das Krankenhauspersonal mit Füssen. Das rackert sich seit fast zwei Jahren ab und ist einfach am Ende. Und ja, es liegen hauptsächlich Ungeimpfte auf der Intensiv. Das weiß ich aus erster Hand. Viele Ungeimpfte sind rücksichtslos und egoistisch gegenüber den Schwächsten der Gesellschaft, die sich nicht impfen lassen können. Auch wenn sie das vielleicht gar nicht beabsichtigen.

Ja, das sind harte Worte. Ich habe lange überlegt, ob ich sie schreiben soll. Zumal sich auch in meinem Bekannten-, Verwandten- und Freundeskreis, aber auch in den Sportvereinen der Kinder, Menschen gegen die Impfung entschlossen haben. Einige von ihnen sympathisieren auch mit den Querdenkern.

Fakenews entgegenwirken kann jeder von uns

Hauptursache hierfür sind Fakenews, in die Welt gesetzt durch schlaue Geschäftemacher und radikale Impfgegner, alle nah dran an der Neonaziszene. Drastische Lügen, einfach verbreitet über soziale Medien. So gut läuft die Marketingmaschine, dass auch so mancher Arzt daran glaubt.

Schuld ist auch der Irrglaube, dass das Immunsystem die Infektion schon abkönne. Letzteres kann natürlich sein. Dennoch ist die Virenlast um ein Vielfaches höher und die Gefahr, andere anzustecken viel größer. Das bleibt unsolidarisch. Und wer Sorge hat, dem möchte ich noch einmal meinen Beitrag von Anfang des Jahres empfehlen. Übrigens sind weltweit Milliarden Menschen geimpft und Wendlers Sorge, dass alle Geimpften den Gates machen, ist wohl nicht eingetroffen.

Eine weitere perfide Lüge, die sich weit verbreitet hat, ist das Thema Unfruchtbarkeit. Eine Bekannte auf Instagram erzählte mir (sie ist Kindergartenleitung in der Region), dass die meisten ihrer Erzieherinnen deswegen ungeimpft sind. Diese Behauptung hält sich hartnäckig in den sozialen Netzwerken. Warum das nicht stimmt, ist hier ganz gut erklärt. Der SWR-Faktencheck klärt auch auf, woher das Gerücht eigentlich kommt.

Angst ist okay, Menschen bedrohen nicht

Ich kann Menschen nicht verdenken, Angst zu haben und sich zu sorgen. Aber als Staat kann ich etwas gegen die Verbreitung von Lügen,  Fakenews und Morddrohungen gegen MedizinerInnen tun. Man muss es halt wollen.

Wir Eltern müssen lauter werden

Es liegt an uns Eltern, für die Sicherheit unserer Kinder zu sorgen. Wie das genau aussieht, ist wohl sehr individuell. Eines weiß ich aber sicher: Sich auf Facebook über Regierung, Stiko und Sonstiges aufzuregen, bringt uns nicht weiter.

Zusehen, wie sich Fußballstadien füllen, Politiker ein Ende der Maßnahmen fordern (FDP, AfD, CDU) während die Zahlen explodieren, ist der falsche Weg. Karneval feiern auch.

Wir Eltern, wir können uns an Schulleitungen, Kitaleitungen wenden, an BürgermeisterInnen, an Landespolitiker, Familienminister. Wir können ebenso Spruchbilder für soziale Medien erstellen. Wir können auch laut sein, nicht nur leise zusehen, wenn Impfgegner vom zweiten Holocaust sprechen. Wir können für uns einstehen, und für unsere Kinder. Ich weiß, super anstrengend. Wann denn das noch, so zwischen Essen machen, Arbeit und Laub rechen?

Wo nehmen Querdenker-Eltern ihre Energie her? Hat denen Naidoo irgendeine geheime Echsenmenschen-Superpower geschickt, auf transneuraler Ebene? Beneidenswert.

Angst – scheuen wir Konflikte?

Wovor haben wir Eltern eigentlich so viel Angst? Davor, uns unbeliebt zu machen? Davor, irgendwo anzuecken? In einen Konflikt zu geraten? Wir müssen wieder lernen, miteinander zu reden. Eine angemessene Diskussionskultur zu entwickeln. Die Mehrheit der Deutschen befürworten die Maßnahmen. Das sollte uns doch Sicherheit geben.

Der Mensch und seine Meinung

Mir fällt das sehr schwer. Ich falle leider häufig mit der Tür ins Haus. Und ganz schwer finde ich die Abgrenzung zwischen Meinung und Mensch. Da sind gute Menschen, mit Meinungen, die ich für falsch erachte. Basierend auf der Faktenlage und wissenschaftlichen Studien. Menschen, die sich nicht impfen lassen, sind nicht per se schlechte Menschen. Aber auch die müssen halt akzeptieren, dass ich diese Entscheidung nicht richtig und unsolidarisch finde. Und ja, es sind tatsächlich wirklich über zwei Dutzend Menschen, die ich persönlich kenne. Das ist schade, denn Leben retten, schützen & Krankenhauspersonal entlasten könnte so einfach sein.

Eltern stehen alleine – oder?

Letztlich geht es uns immer häufiger so, dass wir uns alleine gelassen fühlen: Politiker, die ihre Schäfchen ins Trockene bringen statt gute Politik auf Bundesebene voranzutreiben. Schulleiter, die Gelder für Lüftungsanlagen aus Angst vor Kontrollverlust oder aus Unvermögen nicht abrufen. Politiker, die lieber Maskendeals eingehen, statt Familien zu unterstützen. Menschen, die keine Rücksicht auf Kinder nehmen und trotz Maskenpflicht Masken weglassen. Sporteltern in der ersten Reihe, denen Abstand und Maske egal sind. Bürokratische Mühlen, die so langsam mahlen, dass die Kinder durchseucht sind, bevor die Impfung kommt. Dann noch die Hindernisse des Alltags, Kitaviren, fertig ist der Salat.

Tatsächlich versuche ich auch Gutes zu sehen. Bayern hat wieder strengere Regeln eingeführt, wo sich andere Bundesländer noch zieren. Ärzte verbinden sich und bauen Netzwerke auf, um offlabel Kinder unter 12 zu impfen. Kinder, die durch RSV zuhause sind und sich momentan (noch) nicht mit Covid anstecken können. Eltern, die sich melden, weil es ihnen genauso geht.

Wir sind nicht alleine, aber wir haben kaum Zeit zu Netzwerken. 

In Kürze liest du hier bei Kuchenerbse ein Interview mit einer Mutter, die ihr Kind unter 12 bereits offlabel hat impfen lassen. Käme das für dich und deine Kinder auch in Frage?

Bild: Body Stock Shutterstock

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