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Wenn der Chef weder Homeoffice noch Kinder akzeptiert

Es gibt Firmen mit Chefs, die bestimmt kein Label zum Thema Familien-Freundlichkeit erhalten: Nein, es gibt Arbeitgeber, die die Mitarbeiter nicht ins Homeoffice lassen und für die Kinder eine billige Ausrede, nicht zu arbeiten, sind. Kinderunfreundliche Führungskräfte von vorgestern also. Mein erster Rat wäre ja, sofort zu kündigen. Aber das ist ja nicht so einfach, vor allem nicht während Corona.

Von Leserinnen und Bekannten weiß ich, dass viele Führungskräfte sehr inkompetent sind. Woran ich das festmache? Zum Beispiel daran, wenn der Chef nicht gewillt ist, Hygiene-Maßnahmen umzusetzen: Abstand, Masken, Homeoffice – nicht in dieser Firma. Oder daran, dass mit Kündigung gedroht wird, wenn die Kinder mal krank sind. Ich erinnere hier an unsere ehemalige Postzustellerin, die ihren Jungen alleine zuhause lies, weil sie Angst hatte, alleinerziehend den Job zu verlieren. Andere Chefs wollen Mitarbeiter total kontrollieren und erlauben kein Homeoffice. Da liegt weder ein besonderes Sicherheitslevel vor, noch müsste man groß etwas vorbereiten. Da spielt nur das Ego des Kontrollettis eine Rolle.

Bezeichnend finde ich ja, dass viele Arbeitgeber sehen, wie gut das Homeoffice klappt, aber trotzdem nach der Pandemie wieder umstellen wollen. Arbeitgeber auf dem Weg in die Zukunft reduzieren bereits Büroflächen.

Chefs, die im vergangenen Jahrhundert stecken geblieben sind, machen Müttern das Leben zur Hölle. Kind krank? Pech. Neben blöden Sprüchen muss man noch um den Job bangen. Die Quintessenz sind kranke Kinder in Kindergarten und Schule, zugedröhnt mit Schmerzmitteln. Die Panik vor dem sozialen Abstieg macht es möglich.

Ich hatte das Glück, bisher nur auf kinderfreundliche Arbeitgeber zu treffen. Liegt vielleicht daran, dass ich noch keine Kinder hatte, als ich im Angestelltenverhältnis mein Brot verdiente. Aber nicht nur, ich weiß bei vielen Firmen um glückliche Eltern. Ich habe sogar von Unternehmen gehört, die Schwangere einstellen. Ja, so habe ich auch geguckt. Die beschäftigen sogar Eltern in Teilzeit von 15 bis 20 Stunden. Meeegaaaa! würde da der Sohn sagen.

Was kannst du tun, wenn dein Chef ein inkompetenter Idiot ist, der Kinder nicht ausstehen kann und kein Homeoffice erlaubt?

Was also tun, wenn du neben Homeoffice auch noch das Homeschooling rocken sollst, die Kinder krank sind oder dir die Kräfte ausgehen?

Das will das Gesetz

Du hast das Recht, wegen der Kinder eine Krankschreibung zu erhalten. Dazu musst du zum Kinderarzt. Während Corona wurde die Regelung ausgeweitet, du hast nun doppelt so viele Krankheitstage (von 10 auf 20 und für Alleinerziehende von 20 auf 40). Hast du mehrere Kinder, hast du das Recht auf 45 Arbeitstage, an denen du das Kind betreuen kannst. Das bedeutet, du erhältst weiterhin Geld (90 Prozent des Netto-Gehalts), während dein Kind krank ist und du es zuhause betreuen musst.

Das gilt aber nur, wenn Elternteil und Kind gesetzlich versichert sind, die Kinder unter 12 sind und niemand anderes das Kind betreuen kann. Die Regelung greift auch bei Schließung von Betreuungseinrichtungen im Shutdown.

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Homeoffice könnte hier schon helfen, die Situation zu entlasten – wo es möglich ist. Will der Chef das nicht, muss man abwägen. Klar verärgert es den Chef, wenn du die Kranktage geltend machst. Die Alternative ist die Notbetreuung mit der erhöhten Ansteckungsgefahr. Andererseits ermöglicht das den Kindern Sozialkontakte. Aber was, wenn die Großeltern mit im Haus wohnen? Jeder Fall ist anders, das Problem ist das gleiche: Ein Chef, dem die Kinder am Mors vorbeigehen und der aus egoistischen Motiven kein Homeoffice erlaubt. Erlaubt ist das: Regelt die Regierung hier nicht, darf der Chef das so bestimmen. Allerdings muss er sich an Hygienemaßnahmen halten. Tut er das nicht, kann man das Unternehmen (auch anonym) anzeigen. Ein Anruf beim Gesundheitsamt reicht. Und wenn das nicht wirkt, die Presse steckt gerade im Winterloch und freut sich auf neuen Stoff.

Anschwärzen tut man nicht? Mitarbeiter gefährden auch nicht!

Kein Homeoffice erlaubt – was kann ich noch tun?

Ich persönlich würde mir einen anderen Arbeitgeber suchen. Erlaubt der Chef nur aus Macht-Motiven das Homeoffice nicht, klingt das schon nicht nach einem guten Arbeitgeber. Wichtig ist, den Passus der Vertraulichkeit in den Bewerbungstext zu setzen. Vorsicht auch bei direkter Konkurrenz oder Freundschaften in der Branche: Die Chefs reden auch mal hinter vorgehaltener Hand miteinander. Tut man nicht, ist aber so. Daher überlegt euch einen neutralen Grund, die Firma zu wechseln.

Gibt es einen Betriebsrat, würde ich mein Anliegen dort auch vortragen. Blöd, wenn der Betriebsrat aus Speichelleckern besteht. Auch ein Gespräch mit der Personalabteilung schafft manchmal Abhilfe. Generell muss jeder Arbeitnehmer abwägen, was ihm wichtig ist. Aber aus Angst nichts an einer schlechten Situation zu verändern, ist wohl das Schlechteste.

Schlägt die Angst erst auf den eigenen Magen, wird man selbst krank. Danken wird einem der Einsatz kein Arbeitgeber der Welt, denn jeder ist ersetzbar. Das musste ich auch erst lernen.

Auf zu anderen Ufern

Es gibt sie, die guten Arbeitgeber, da sollte euer Weg letztlich hinführen. Auch Alleinerziehende sollten aufhören, sich als Bittsteller zu betrachten. He, ihr seid auch qualifiziert! Ihr könnt was! Niemand muss sich klein machen und sich alles gefallen lassen. Angst vor dem Neuen, Angst davor, die Kinder nicht ernähren zu können – das ist schlimm, aber lasst euch von der Angst nicht kleinmachen. Bewerbt euch, wieder und wieder. Manchmal sind 50 Bewerbungen oder mehr nötig, dann findet ihr einen Arbeitgeber mit Verständnis für Familie und Homeoffice.

Und wer Anzeichen eines Burn-Outs bemerkt, sollte sich krank schreiben lassen. Das wächst sich sonst aus. Ich rede da aus Erfahrung.

Wie läuft es bei euch? Arbeitet ihr von zuhause aus? Und seid ihr zufrieden mit eurem Arbeitgeber?

 

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Julia von WeAreMoms

    Hallo Victoria
    Spannender Beitrag. Da wünscht man sich ein wenig Schweiz oder Belgien. Da soll Homeoffice ja Pflicht sein.
    Für immer Homeoffice, bzw. wenn der Arbeitgeber gar keine Büroflächen mehr zur Verfügung stellen würde, fände ich jedoch auch schwierig. Arbeit beinhaltet doch eine wichtige soziale Komponente. Die fehlt halt im Homeoffice.
    1-2 Tage pro Woche Homeoffice, flexibel eingesetzt wäre aber ein Traum 🙂
    LG
    Julia

    1. Kuchenerbse

      Hallo Julia, danke für den netten Kommentar. Das stimmt, die soziale Komponente ist wichtig. Aber eine Wahl zu haben wäre schon ein Fortschritt 🙂 Es gibt tatsächlich Firmen, die sehr Eltern-freundlich sind. Das wünsche ich wirklich jedem 🙂 LG

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