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Reisen mit Fibromyalgie: Kraftakt im Dreivierteltakt

Reisen mit Fibromyalgie, den Schmerzen und einem Kleinkind?

Da mich in letzter Zeit einige Anfragen zu Reisen mit Fibromyalgie erreicht haben, schreibe ich für euch einen Beitrag zu dem Thema. Viele von euch, die auch an einer chronischen Krankheit leiden, wissen, dass ein Urlaub an sich eine Wohltat ist. Abwechslung vom Alltag.

Dennoch; für Menschen wie mich, deren Fibromyalgie vielleicht nicht so ausgeprägt wie bei anderen ist, ist eine Veränderung ein Kraftakt. Mit positiven Abschluss, dennoch ein Kraftakt.

Allen Lesern, denen ein großes “Hääää” auf der Stirn prangt, bitte ich, kurz in diesen Beitrag zu hüpfen. Dort erkläre ich kurz, was es mit Fibromyalgie auf sich hat.


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Größe 42 statt 38: Durch Blutdruckmedikamente stagniert das Gewicht. Trotzdem haben wir alle Spaß im Urlaub.

Der Alltag mit Fibromyalgie

Mir fällt das Treppensteigen in den ersten Stock schwer. Oben angekommen, fühle ich mich, als hätte ich den Himalaja erklommen. Der erste Stock! Einfamilienhaus, nicht Eiffelturm! Jeder Schritt ein Schmerz, vom Wickeln schweißgebadet. Geil. Mir wurde da erst klar, dass das absolut nicht normal war: Ich fragte mich tagtäglich, wie das andere Mütter stemmen. Ja, die fühlen anders. Denen tun nicht die Arme weh, wenn sie ihre Haare bürsten. Oder Gläser ins oberste Fach einräumen. Die Arme tun ja nicht nur weh. Die Muskelkraft ist einfach weg, Schweiß läuft übers Gesicht, die Muskeln zittern, ich kann das Gewicht nicht tragen.

Ich mache Sport. Soviel, wie es mit Kleinkind geht. Am besten täglich. Ausdauertraining, Krafttraining, Yoga. Damit halte ich gerade so das Level. Verbesserung? Bisher nicht. So, jetzt kennt ihr meinen Status (im kleinen).

Auf ins Abenteuer

Um der Welt zu beweisen, dass ich mein Leben trotz Fibro durchaus im Griff habe, buchte ich im Februar direkt eine Reise in eine unbekannte Stadt – mit Kleinkind. Mit Freunden.

Ich war wirklich sehr nervös – schaffe ich die Reise mit meinem Sohn und dieser lästigen Fibromyalgie? Immerhin brauche ich ständig Pausen, während Junior auf einer Rakete reitet. Ganz der Papa eben (Nein! Nicht bildlich! Zumindest jetzt nicht mehr)! Ahhhh, Gedankenkarrussell! Aber ihr habt gelacht, stimmt´s? Und Lachen ist die beste Medizin. Auch bei Fibromyalgie. Humor hilft wirklich in vielen Situationen.

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Organisation!

Spontan und flexibel war mal, jetzt wird organisiert. Und zwar so richtig! Früher habe ich oft auf den letzten Drücker gepackt, jetzt beginne ich zwei Tage vorher, die Klamotten rauszulegen, die ich mitnehmen möchte. Und kann in Ruhe beim Einpacken noch einmal nachsortieren. So sind einige Päuschen drin.

Ruhe!

Bei der Vorbereitung brauche ich Ruhe, sonst verliere ich die Nerven. Ich suche mir dazu bewusst eine Zeit heraus, wo ich alleine im Haus bin. Oder ungestört. Und melde das auch vorher an (meistens, danke Schatz!).

Arbeitsteilung!

Wirds arg anstrengend, hat die Fibro nen schlechten Tag, dann kann ich immer noch zu meinem Mann gehen und ihn bitten, etwas für mich zu erledigen. Ich muss weg von “das kann ich alles alleine”. Klar kann ich das. Aber es macht den Alltag nicht wirklich leichter und ich bin gestresster.

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Doppelte Ausführung!

Für Reisen habe ich mittlerweile eine Kulturtasche vorbereitet. Die ist fertig. Da muss nichts mehr rein. Gelegentlich wird Shampoo aufgefüllt oder Zahnpasta. Das gleiche mit einem Zipbag für das Flugzeug: Steht alles im Bad.

Perfektes Equipment!

Für den Sohn und mich passen zwei Handgepäckstücke perfekt. Ich bete, dass die nie kaputt gehen. Ein kleiner Trolley und eine schwarze Tasche, die ich auf dem Trolley befestigen kann. Da passt alles rein. Zusätzlich noch Wickeltasche und Kinderrucksack – Fertig! Der Mann muss gucken wo er bleibt (Koffertechnisch).  Aber er ist auch ein Schnellpacker.

Routine!

Ich packe immer ähnlich, viele Dinge haben ihren eigenen Platz. So spare ich mir die lästige Sucherei bei der Security im Flughafen. Mit Kleinkind durch die Security? Leute, ich bin mit Kind, Buggy, Handgepäck und Flüssigkeiten da schneller durch als ein Teenager in seiner Glanzzeit! Ha! Fibro am A….!

Kenne deine Trigger!

Gereizt? Motzig? Du willst nur noch sitzen? Oh-oh – du hast deinen Körper und seinen Bedarf ignoriert. Okay, manchmal musst du da durch, aber bestimmt nicht täglich. Beobachte dich selber, wann kommst du in die extremen Erschöpfungszustände? Durch was wird ein Stimmungstief ausgelöst? Handel rechtzeitig und steuer gegen. Im Urlaub mit Kind heißt das, nicht auf biegen und brechen alles angucken zu wollen, sondern entspannt durch die neue Gegend zu schlendern und dann ZUFÄLLIG den Sehenswürdigkeiten begegnen. Läuft.

Pause!

Urlaub ist ja auch Genießen. Darum lege öfter eine Pause ein. Suche einen Park, Strand, Spielplatz oder eine sonstige Verkehrsfreie Zone auf und atme durch. Pause für mich heisst auch, Kind schlummert im Buggy und ich schlendere am Strand mit ihm entlang. Das ist ganz individuell.

Bewegung!

Bewegung ist das A und O. Auch wenn es noch so anstrengend ist, zuhause vermisse ich die permanente Lauferei. Das hilft bei Fibro ungemein. Es muss ja kein Marathon sein!

Ernährung auf Reisen!

Im Urlaub verzichte ich auf fast nichts (hiermit beste Grüße an den Bauchspeck). Denn Urlaub bedeutet Genuss, das Kennenlernen von Land und Leuten und eine sorgenfreie Zeit. Tschö, Ernährungsplan. Hallo, Tapas! Und gegen Wechselwirkungen pack ich mir immer was ein (das hier funktioniert gut*).


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Ja, so läuft das bei mir mit dem Reisen, dem Kind und der Fibromyalgie. Ich habe durch die Reise-Organisation vorab sehr viel zu tun, aber das macht mir das Leben auf der Reise sehr viel leichter. Und gerade am Meer und in der Sonne, da geht es mir wesentlich besser.

Wie geht es euch mit eurer Fibromyalgie? Reist ihr gerne? Geht es euch auch im warmen Klima besser?

Cheers, Victoria

 


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Bilder: Stefan von Lützau-Swoboda

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