Was machen mit einem Kleinkind in den Kita-Ferien? Natürlich, wir gehen in den Zoo. Wie auch jede dritte Familie der Stadt, mit durchschnittlich zwei Kindern. Ich meine, wir hätten auch an den See fahren können. 30 Grad sprechen dafür. Aber im Zoo ist es schattig und wir treffen die Oma. Und es gibt Pommes. Und keine Autos. Das Zoobähnlein und die rasenden Tierpfleger auf Fahrrädern ausgenommen.
“Der Mensch kommt unter allen Tieren in der Welt dem Affen am nächsten.” (G.C. Lichtenberg)
Der Zoo, der spiegelt ja ein Potpourri der Gesellschaft wider. Also nicht über die Tierwelt; falls ihr gerade an Warzenschwein, Rhinozeros oder Erdmännchen denkt. Wobei… Zoo-affine Namen sind ja schon nett. Nein; hier treffen sich Eltern aller Couleur, ein Sammelsurium durch die Gesellschaftsschichten. Und Eltern sind ja eine besondere Spezies. Ihr wisst das. Wenn ihr diesen Blog lest, seid ihr mit 95 Prozent Wahrscheinlichkeit ein Elternteil, und ihr wartet gespannt darauf, was ich euch hier in Sachen Zoo-Eltern kredenze. Dann mal los.
Die Unzertrennlichen (aka “Schwanenpaar”)
Diese Spezies wünsche ich ja auf den Berg der Steinböcke – also möglichst aus dem Weg. Apropos Weg; der ist so breit wie eine Straße. Die Unzertrennlichen – meist befreundete Mütter – im Gespräch vertieft, schieben ihre Buggys furchtbar achtsam im Schneckentempo vor dir her; natürlich nebeneinander. Mit Mittelabstand, so dass Überholen unmöglich wird. Falls du eine Lücke erkennst und schnell durchschieben willst, hüpft dir garantiert ein weiterer Sprössling der Damen vor den eigenen Buggy. Warum gibt es eigentlich keine Tröten an den Buggys?
Der Flitzer (aka “Gepard”)
Nein, hier rennt keiner nackig über den Rasen. Der Flitzer rauscht im Eiltempo durch den Zoo, meist mit Turnschuhen an den Füßen und Fahrradanhänger als Buggy. Da kann man nämlich richtig Tempo machen und verliert keine Zeit. Getrunken wird im Laufschritt, gelegentlich wirft der Flitzer eine Reiswaffel in den Anhänger. Stehenbleiben und die Aussicht auf nackte Pavianhintern genießen? Vergeblich; der Flitzer trainiert womöglich für den nächsten Zoolauf. Vorsicht, wenn ein Flitzer an die “Unzertrennlichen” gerät!
Die Unsichtbaren (aka “Erdmännchen im Loch”)
Eine Horde Kinder rast wie eine wilde Affenhorde durch den Zoo, rempeln, schubsen, füttern verbotenerweise Tiere und belagern die Spielplatz-Rutsche. Deine Ermahnungen lächeln sie einfach freundlich weg und wechseln zur Schaukel. Die Eltern? Nicht zu sehen. Meist findet ihr die Erziehungsberechtigten bei einer Weinprobe (ja, die gibt es im Zoo) oder beim Schnitzel im Zoo-Biergarten. Die Verbindung zu den Kindern werdet ihr nicht erkennen. Gut für die Unsichtbaren; die freuen sich nämlich gerade über viel Freizeit. Die Kinder werden sich schon beschäftigen.
Die Bauchladen-Bollerwagen-Horde (aka “Elefantenherde”)
Brezel, Waffeln, Saft, Apfelschnitze, Weintrauben, Hirsekringel, Nudeln, Müsliriegel oder Milch: Der wandelnde Bauchladen hat alles dabei, die Kinder sind pausenlos am mampfen. Bei der Überversorgung werden einzelne Reste einfach über Bord des Bollerwagens geworfen, Nachschub ist gewährleistet. Damit die Kinder nicht aufstehen müssen (Gott bewahre!), schieben diese Eltern die Sprösslinge im Bollerwagen ganz nah ans Gehege – nur ja nichts versäumen! Da wird sich schon einmal durch die Menge zum Glasfenster gedrängt, über zarte Kinderfüsschen gefahren und die Sicht blockiert. Kauend sehen die Sprösslinge zu, wie der Seehund seine Runden dreht. Mit einer Tüte Chips geht es zur nächsten Attraktion. Bollerwagen-Eltern treten meist im Rudel auf und belegen bei Ankunft rasch alle verfügbaren Wagen; einen für jedes Kind und einen für das Naschzeug.
Die Bank-Revoluzzer (aka “Sandfloh”)
Du tippelst schon seit gefühlt drei Stunden hinter deinem Kleinkind her und möchtest dich endlich einmal auf eine schattige Bank setzen? Da! Da vorne, gleich neben den Pinguinen! Und zack, ein Bank-Revoluzzer seilt sich vom Baum – mitsamt Picknickdecke, Maxi-Cosi und Babywiege. Wo zum Henker kommen diese Eltern auf einmal her? Eben war doch noch frei… Und dazu setzen? Da hätte nicht einmal mehr der Hintern einer Ameise Platz. Macht nichts, da vorne bei den Löwen, da sind sogar zwei Bänke… NEIN! Nicht schon wieder! Wo kommen denn die denn so schnell her? Hier ist doch eine Sackgasse… Ihr braucht eine Bank? Keine Chance – das wittern die Bank-Revoluzzer sofort und schwingen sich notfalls wie Vetter Pavian von Ast zu Ast, um dich freundlich zu ermahnen, dass dein Platz bei 30 Grad in der Sonne ist. Nimm einfach eine Picknick-Decke mit. Und Sonnencreme.
Die Spielplatz-Bande (aka “Taubenschlag”)
Im Zoo interessieren die Tiere nur zweitrangig, die Bagage – oder deren Eltern – wollen vor allem eines: Zum Spielplatz. Aus unterschiedlichen Beweggründe; die Eltern haben nun endlich Ruhe und können nach 48 Stunden alleine, ohne Kind auf dem Schoss oder am Rockzipfel, ungestört eine Mahlzeit zu sich nehmen. Die Kinder freuen sich über ihre neue Freiheit. Die Spielplatz-Bande geht ähnlich wie im 3-Sterne Hotel am Ballermann vor: Die ersten besetzen die besten Plätze mit Handtüchern oder Sonnenhüten. Alternativ liegt auch mal eine Babytrage auf dem Sonnenstuhl. Macht nichts, Stehen ist ja gesund. Und du hast den Überblick und siehst gerade noch, wie sich Jan-Philipp durch ein Loch in der Hecke zum Bratwurststand verdrückt.
Pro-Tipp: Sollte euch ein Wolfsrudel (Schulklasse auf Ausflug) begegnen, geht dahin, wo es “uncool” ist. Enten oder so. Oder Außer, es sind Kindergartengruppen. Die lieben Enten.
Und ihr? Geht ihr gerne in den Zoo? Oder seid ihr eher für den Ausflug zum See zu haben? Welcher Typ regt euch am meisten auf? Oder erkennt ihr euch selber wieder? Übrigens, HIER findet ihr “Freunde nach der Geburt eures Babys” schon gelesen?
Der Beitrag entstand mit einer ordentlichen Prise Humor. Natürlich will ich keine Tiere verunglimpfen indem ich sie mit diversen Elternpaaren vergleiche.
Sehr schön gestaltet, da habe ich ja einiges zu lesen.
Viele Grüße, Benni
Hallo Benni,
vielen Dank!
LG Victoria