Nachhaltig Leben mit Kindern. Nachhaltigkeit hat heutzutage einen großen Stellenwert, das Wort klingt groß. So groß, dass sich viele Eltern gar nicht erst trauen, etwas im Leben, im Alltag mit Kindern zu ändern. Damit sie sich nicht erklären müssen, leugnen viele von ihnen einfach den Klimawandel oder freuen sich über wärmere Temperaturen zum Baden. Hat ja auch Vorteile, der Klimawandel, wa?
Dieser Artikel ist Teil der Blogparade “Ich möchte nachhaltiger leben, wo fange ich an?”
Ich sage euch ehrlich, alles richtig machen geht nicht. Da werdet ihr wahnsinnig bei dem Versuch, von heute auf morgen die Nummer eins in Sachen Nachhaltigkeit und Verzicht zu werden. Genauso gut könnt ihr euch dann gleich wegen Burn-out in die Klinik einliefern lassen. Und bevor einige aufschreien, über Burn-out mache man keine Scherze – hatte ich selber, ich darf das. So. Zurück zum Thema.
Klimastreik. Nachhaltigkeit. Plastikfrei. Vegan. Minimalismus. Flugscham. Bio. Dieselfahrverbot. Elektroauto.
Wörter, bei denen viele Eltern mit Pubertieren, trotzigen Dreijährigen und schreienden Babys einen Koller kriegen. Ich möchte eine Lanze brechen (nein, nicht den Talkmaster) für mehr Nachhaltigkeit im Alltag. Machbar. Einfach. Auch mit Kindern. Fragt mal, mein Gewissen läuft Amok, wenn ich mit dem amerikanischen Diesel zum Kindergarten fahre. Manchmal ist das aber nicht anders machbar. Und dafür braucht sich auch keiner rechtfertigen. Tue ich an dieser Stelle auch nicht. Aber zurück zu den Tipps: Versucht das mal. Ist ja auch für eure Kinder. Die sollen ja auch noch eine schöne Zukunft haben, oder?
Übrigens: Die nachfolgenden Tipps sind von uns erprobt. Wir machen das alles selber. Ich empfehle euch nur Dinge, die wir auch selber ausprobieren. Wir versuchen, nach und nach Dinge in unserem Alltag zu verändern. Alles geht nicht, muss nicht. Wenn jeder nur ein bisschen macht, wird die Welt schon ein klein wenig besser. Und eines möchte ich euch ganz dolle ans Herz legen in Sachen Nachhaltigkeit mit Kindern: Geht einfach mit gutem Beispiel voran: Trennt den Müll, schaltet das Licht aus wenn ihr den Raum verlasst, lasst den Wasserhahn nicht laufen und schaltet den Strom mit dem Mehrfachstecker aus. So fängt es an, das Bewusstsein für die Umwelt.

1. Lass die Plastiktüte liegen
Also ernsthaft, wer braucht denn die kleinen Tütchen aus Plastik für Obst und Gemüse? Mittlerweile gibt es genug Alternativen, und wer keine dabei hat, so wie ich, der wirft die Äpfel einfach so in den Wagen. Ja, das geht. Zuhause wird das Obst nämlich sowieso gewaschen. Oder geschält, wie der Dreijährige neben mir verkündet.
2. Klamottenkauf – die günstige Variante
Kinder wachsen so schnell aus ihren Sachen heraus. Wenn ihr über Kleinanzeigen und Flohmärkte einkauft, spart ihr soviel Geld – und tut etwas für die Umwelt. Wusstet ihr, dass für die Herstellung eines T-Shirts rund 2000-15000 Liter Wasser benötigt werden (je nach Färbung)? Der Hammer, oder?
3. Lasst uns Vitamine feiern
Ich sage bewusst nicht “Fleischverzicht”, da flippen ja viele völlig aus. Warum eigentlich? Früher gab es auch nur einmal die Woche Fleisch. Aus der Region. Kombiniert lieber mal mehr Gemüse miteinander, da flippen eure Geschmacksnerven aus. Warum? Weil Fleisch gesundheitliche Nachteile mit sich bringt. Massentierhaltung, Antibiotikaeinsatz, Gammelfleisch… Urgs. Weniger ist mehr. Und Proteine stecken auch im Gemüse. Also: Einfach mal reduzieren, schont auch den Geldbeutel. Und wer Wert auf Fleisch legt – esst weniger und gebt dann lieber das Geld für gutes Fleisch aus vom Biohof. Das schmeckt ihr. Hier lest ihr etwas zur Ökobilanz von Fleisch. Wichtig.

4. Wasser marsch, äh Stopp
Wasser ist kostbar, das merken wir in unseren Breitengraden häufig noch nicht, ist aber so. Einfach mal beim Haarewaschen oder Zähneputzen den Wasserhahn abdrehen. Schont auch den Geldbeutel. Ich sehe schon, Nachhaltigkeit bedeutet vor allem Geld sparen. Cool, oder?
5. Essen nach Plan
Essen nach Plan? Klingt erstmal doof, ist aber schlau: Mit einem Essensplan für die Woche werft ihr seltener Lebensmittel weg und könnt Reste besser verwerten. Außerdem vermeidet ihr Spontankäufe. Schon wieder Geld gespart! Wenn das so weitergeht… Wenn ich einkaufe, versuche ich regional zu kaufen, gern auf dem Markt. Aber wusstet ihr, dass heimische eingelagerte (Kühlhäuser) Äpfel eine schlechtere Ökobilanz haben als eingeflogene Äpfel aus Neuseeland?
AH! Gibt es das Spielzeug vielleicht auch aus Holz? Gerade bei Kaufmannszubehör oder Kinderküche gibt es viele Alternativen aus Holz statt aus Plastik. Gebt den Wunsch auch an die Großeltern weiter: Bevor das Plastikgartenhaus gekauft wird, will der Opa vielleicht mit dem Enkel ein eigenes Tipi aus Stoff und Holz bauen?
6. Nach Regen kommt Wasser
Im Sommer geht ja jede Menge Wasser für den heimischen Gemüseanbau drauf. Oder für die Rosen. Ihr wisst schon. Sammelt Regenwasser, um damit eure Pflanzen zu gießen. Kinder helfen ja gern im Garten mit, da könnt ihr das einfach vorleben und den Wasserkreislauf erklären.
7. Nachhaltig Leben: Kampf dem Mikroplastik
Mikroplastik gelangt über Geschirrspülmittel, Waschmittel und Kleidung ins Grundwasser. Ich achte – seit ich das weiß – darauf, was uns ins Haus kommt: Waschmittel beispielsweise kaufen wir nur ohne das Teufelszeug, dass die Wäsche nicht nur rein… naja die Wäsche wird sauber, das ist die Hauptsache. Übrigens: Waschnüsse haben einen langen Transportweg hinter sich und keine gute Alternative. Die Plastikfrei-Anhänger schwören auf Sud aus Efeu und Kastanien. Allerdings wird da die Wäsche auf Dauer eher grau. HIER bei BUND findet ihr alle Kosmetika, Körperpflege oder Duschzeugs mit Mikroplastik aufgelistet. Sogar Babypflegecreme ist mit Mikroplastik versetzt! Warum nur, Mister “…Ich stehe mit meinem Namen…”? Aber auch Bübchen, The Body Shop, Kneipp oder Yves Rocher vertreiben Produkte mit Mikroplastik. HIER geht es zur Liste von Global2000 mit der Waschmittel-Mikroplastik-Übersicht.
8. Ersetze Plastik
Plastik ersetzen wir, nachdem es ausgedient hat, durch andere Materialien: Alte Brotboxen, Trinkflaschen, Schneidebretter usw. werden ausrangiert, dafür kommt Glas, Edelstahl oder Holz zum Einsatz. Momentan testen wir Zahnbürsten aus reinem Bambus und Zahnbürsten aus recyceltem Plastik aus Schweden. Unser neuer Wasserkocher wird ebenfalls aus Glas oder Edelstahl sein (Nachtrag: Es wurde dieser Wasserkocher ohne Plastik, made in Italy).
9. Gut zu Fuß
Nachhaltigkeit mit Kindern muss man als Elter ja vorleben. Im Sommer radelte der Mann ständig mit dem Sohn in die Stadt oder in den Kindergarten, ich laufe mittlerweile wieder (mit Laufrad) so oft es geht mit ihm. Einfach öfter mal das Auto stehen lassen, das bedeutet auch weniger Stress. In Augsburg werden übrigens Lastenräder mit E-Antrieb subventioniert.
10. Von Äpfeln und Birnen
Himbeeren hatten wir schon immer, nach und nach kommen weitere Früchte und Gemüsesorten dazu: Wir pflanzen fleißig im eigenen Garten, haben zwei Insektenhotels vor dem Bienenbaum aufgehängt und erklären den Kindern anschaulich mit eigenem Beet den Weg vom Samen zur Frucht. Könnt ihr so ähnlich auch mit dem Aufklärungsgespräch machen. Übrigens: Auch mit kleinem Balkon lassen sich Erdbeeren oder Tomaten oder Kartoffeln ziehen. Und Kräuter gehen immer!
So, das waren sie, meine Empfehlungen für ein wenig mehr Nachhaltigkeit im Alltag mit Kindern. Es gibt bestimmt noch 1001 weitere Dinge, die genauso wichtig sind. Wichtig ist nur, überhaupt etwas zu machen und nicht wie Vogel Strauß den Kopf in den Sand zu stecken. Einige von euch nutzen Stoffwindeln oder nähen Abschminkpads selber, andere trennen akribisch ihren Müll, wieder andere nutzen kein Auto oder fahren lieber Bahn statt mit dem Flugzeug. Wenn ihr einmal mehr zu Gemüse statt zum Fleisch greift, helft ihr der Umwelt – und damit euren Kindern.
Achja, kauft das nächste Mal doch die Küchenrollen aus Recyclingpapier, falls ihr welche benötigt. Hilft auch, tut euch nicht weh. Oder nutzt Waschlappen. Ich sage ja, es gibt so viele Dinge, die wir schon im Kleinen ändern können. Macht ihr euch Gedanken zu diesem Thema? Setzt ihr vielleicht schon das Thema Nachhaltigkeit zu Hause um? Es gibt ja Familien, die leben so gut wie plastikfrei. Finde ich persönlich total toll, nur für uns noch sehr schwer umzusetzen. Aber jeder kleine Schritt ist ein Schritt nach vorne. Für unsere Kinder.
Cheers, Victoria
Bonus-Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Alltag mit Kindern:
- Nutze Stoffwindeln, gibt’s günstig gebraucht (bei Ecofreundin erfährst du mehr über Stoffwindeln)
- Mache Urlaub in der Umgebung, kleine Kinder lieben Bauernhofurlaub und die Ostsee
- Leiht Spielzeug oder tauscht es
- Lasst euer Auto öfter stehen
- Clouds & Soziale Netzwerke wie Instagram und Facebook sind durch die Serverfarmen unglaubliche Klimafresser: Löscht überflüssige Daten!
- Spenden statt Schenken
- Kleidertausch-Partys
- Kauft saisonal, regional wann immer es geht
- Pflanzt einen Baum
- Müsli schmeckt auch mit Hafermilch (Kühe! Methan! Wasser!)
- Strohhalme aus Edelstahl oder Glas nutzen (keine Wegwerfartikel)
- Kreuzfahrten bevorzugen, bei denen die Schiffe mit alternativen Antrieben ausgestattet sind
- Fliegen kompensieren (ob das was bringt steht hier)
- uvm.
Ja, nur du allein kannst die Welt retten: Wenn ihr alle so denkt, passiert etwas Großes: Wir retten die Welt. Für die Kinder.
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Toller Beitrag. Das mit den Äpfeln wusste ich noch gar nicht. Wir machen auch am liebsten Urlaub in den Bergen, das ist mit drei Kindern nicht so weit. LG