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Milchreis-Montag, Momente des Grauens & Motzmama – Familiengedöns in Krisenzeiten [2]

Schreibe ein Corona-Tagebuch, haben sie gesagt. Schreiben ist gut für die Seele, haben sie gesagt. Du hast ja jetzt Zeit, haben sie gesagt. Ich sag euch jetzt mal was: Wann zum Kuckuck soll ich noch Tagebuch-Schreiben? Ja, ehrlich – wann? Wunderbar, wenn Alleinlebende, Kinderlose oder Eltern im Mehrgenerationenhaus ihren Wonnen nachgehen können, ich kanns nicht. Diesen Blogbeitrag schreibe ich in der Mittagspause des Mannes. Ich hab 20 Minuten. Schaumer mal, dann sehn wir mal.

In der Kürze liegt die Würze, das sagen sie alle in den Redaktionen. Fasse dich kurz, wer will schon lange Texte lesen. Und wenn, dann doch bitte suchmaschinenoptimiert. Wieviele i´s haben sich wohl in diesem Wort versteckt? Ich schweife ab, ihr merkt das schon.

Zurück zu “Schreiben ist gut für die Seele. Schreiben beruhigt.”

Jaha, aber man kann sich auch in Rage schreiben. So wie ich. Ich könnte wichtige Botschaften transportieren mit meinen Blogbeiträgen. Oder ich könnte euch erzählen, dass es heute Milchreis gab. Mit Hafermilch. Thermomix-Variante für Arme.

Schupfnudeln oder Milchreis? Das ist hier die Frage!

Davor klang es im Hause Nord-Süd ungefähr so:

Mama, ich will Schupfnudeln. Mit Ketchup. Es gibt kein Ketchup. Mama, lass mich ausreden. Mama, ich will Schupfnudeln. Mama, ich mag kein Milchreis. Mama, ich will dir helfen. Mama, ich will keine Bälle aufräumen.

Zwischendurch dann vom Baby: Wähhh. Mamamamamamamam.

Mittlerweile stehe ich am Sofa, den Laptop auf der Sofalehne, und tippe. Weil das Baby einen Lapdance nach dem anderen aufführt, herumrast und Dinge in den Mund steckt. Der Vierjährige schlägt Salti auf der Sofalehne (da wo ich bin, da ist es am Tollsten). Der Mann versucht ob der Geräuschkulisse zu arbeiten und ich überlege, Richtung Esstisch abzuwandern. Aber da sehe ich wieder nicht, was die Kinder treiben.

Im Bällebad der Gefühle

Die nehmen gerade das Ballzelt in Besitz, ohne Bälle. Die liegen alle unter dem Sofa. 250 Stück. Ich möchte gern weinen. Achja. Es gab übrigens Schupfnudeln. Mit Roter Bete und Lachs. Hat allen geschmeckt. Danach Milchreis. Warum ich Milchreis so liebe? Der Pseudo-Thermomix macht den ganz alleine. GANZ ALLEINE! Der und der Instantpot retten gerade unsere Mittagessen, sonst würde es nur “Brotzeit” geben. Echt bayrisch halt. Immerhin haben wir wieder Butter.

HÖR AUF BUCH ZU ESSEN!

Entschuldigung, ihr kennt das. Das Baby isst einfach alles (außer Brei) und treibt uns bisweilen zur Verzweiflung. Mittlerweile fliegen neben Plastikbällen auch Holzklötze (Jenga, kennt ihr?) durchs Wohnzimmer. Verzeihung, durchs Bällebad-Zelt. Seufz.

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Gefühlt bin ich ja nur noch am Motzen. Motz hier, motz da, tralalalalala. Kann ich gut. Hab ich lange geübt. Und das Kind stellt sich ja momentan auch taub, wenn ich einen normalen Ton anschlage. Gefühlte Wahrheit, kennt ihr bestimmt auch. Ich nenne mich Motzmama. Wär auch ein guter Blogname, und so authentisch.

NICHT MIT DEM ZELT INS KATZENKLO!

Bin gleich wieder da.

Motzmama – eine Netflix-Original-Serie

Motzmama wäre auch ein guter Buchtitel. Und jetzt sagt mir bloß nicht, dass es das schon gibt. Der Mann versucht gerade, eine Telefonkonferenz ohne Hintergrundrauschen (= Katzenkreischen, Kindergebrüll) durchzuführen. Immerhin, zwei Türen dazwischen. Andere sitzen mit den Kindern im gleichen Raum.

Aus Solidarität posten gleich alle Arbeitnehmer Homeoffice-Bilder. Die schönen Bilder, mit Kaffeetasse. Die brüllenden Kinder am Hosenbein zerrend wegretuschiert. Schade eigentlich, ich fände authentische HO-Bilder viel schöner. Und ganz ehrlich: Viele würden was drum geben, jetzt zuhause arbeiten zu können.

Natürlich gibt es auch die andere Seite, die, die es kaum erwarten können, von der Familie wieder wegzukommen. Geballte Familienpower, zu hülf. Das ist so manchen ein Graus. Andere wären froh, gar nicht erst allein zu sein.

NIMM DEN SCHUH AUS DEM MUND!

Mit diesen Worten verabschiede ich mich nun. Es regnet und ich muss ins Bällebad.

Edit: Ich stecke im Bällebad fest und wische gespuckte Milch auf. Danach versucht das Baby bestimmt einen Mittagsschlaf.

Fernsehtipp: Mare TV, auch bei Amazon verfügbar. Hier schwelgen wir gerade in traumhaften Reisezielen und stillen unser Fernweh. Jetzt muss ich aber wirklich, das Baby und die Katze stecken im Bällebad. Das geht nicht gut.

Cheers!

Learning der Woche: Das Baby ist gewachsen und erreicht nun die Tischmitte. Das Kind schafft einen Aufschlag mit dem Strandball-Schläger

Tiefpunkt der Woche: Motzmama erhält einen Oscar. Und den Bambi.

Tollster Moment der Woche: Viele. Wir spielen im Garten, pflanzen die Aster meiner Oma ein, wildern die Stachelbeere aus, spielen Pustekuchen und träumen uns bei Mare TV in andere Länder. Außerdem haben DSDS – das Finale bis zum Ende gucken können, bevor ein Kind rief (war früher undenkbar – und heute geht nicht mehr viel anderes als Trash-TV, um abzuschalten).

Ärgernis der Woche: 500 Euro Prämie für Pflegekräfte. Prinzipiell ne super Sache zur Motivation, aber der Ansatz sollte schnell geändert werden: Ein besseres Grundgehalt und ein besserer Betreuungsschlüssel. Denn: Auch andere Berufe halten gerade den Kopf hin, können nicht zuhause bleiben oder reißen sich auch außerhalb von Corona den Hintern auf.

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