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Messebesuch mit Kindern oder bin ich des Wahnsinns fette Beute?

Messebesuch mit Kindern. Das klingt schon wie ein bisschen wie “Besuch beim Podologen weil Fußpilz”. Auf keinen Fall klingt “Messe mit Kindern” wie “Südseeurlaub am weißen Sandstrand mit Cocktail in der Hand”. Um ehrlich zu sein, ich dachte, Messe mit Kindern klingt wie “oh, spannend, da sehen wir bestimmt viel Interessantes und es wird ein entspannter Tag”. Und ja, das habe ich auch ehrlich geglaubt. Wirklich! Da bin ich ja Optimist. Wer mich kennt, fragt sich vermutlich “warum denn gerade da?”. Das geht vermutlich auf den positiven Urlaub in Sevilla zurück…

Zurück zu den Tatsachen. Tatsächlich hatte ich den Plan, die CMT Stuttgart mit dem Zug zu besuchen. Die A8 alleine runterbrettern mit einem Baby, das Autofahren nicht so dolle findet – nein danke. Und Kinder lieben ja bekanntlich Zug fahren. Ich habe die Rechnung ohne den Ehemann gemacht: Der wollte nämlich auch mit, Wohnmobile gucken. Sehr zum Leidwesen vom Opa, der wiederum auch gerne mit nach Stuttgart wollte. Messen üben diesen Reiz aus, ihr wisst schon. Oder Stuttgart?

Donnerstag, halb neun Uhr sollte es losgehen. Wir haben die Rechnung ohne das Baby gemacht. Die Nacht war kurz. Der Vorabend anstrengend. Was macht man als Mutter von Welt da? Natürlich, den Morgen stressfrei angehen lassen und in Ruhe Sachen packen, Brote schmieren, Kaffee trinken. Aufregen ist was für Anfänger. Hektik auch.

CMT Stuttgart – wir kommen! Sobald Kind und Kegel im Auto sitzen…

Das Kleinkind rast wie ein Irrwisch herum, das Baby kreischt, der Mann baut den zweiten Kindersitz um und ich fühle den Mental Load ob des Beladen des Autos rasant ansteigen. Kinderwagen? Oder Trage? Buggyboard? Welches? Wo ist die Parkerlaubnis? Und das Handy? Um Himmels Willen, der verlängerte Arm fehlt (steckte am Ladegerät)! Schnell das Baby in den Kindersitz gesetzt, die Wickeltasche gepackt (warum zur Hölle ist kein Wasser abgekocht! Und wo sind saubere Halstücher? Und Löffel! Saubere Löffel!), dem Kleinkind in die Jacke geholfen. Das Baby wieder aus dem Kindersitz geholt und Krabbeln lassen, dem Ehemann die Tasche mit der Ersatzkleidung in die Hand gedrückt, das Baby wieder auf den Arm genommen, das Kleinkind beruhigen, da der Riegel erst im Auto gegessen wird.

Wir sind fertig, wir wollen los. Ich steige ein. Meine Jacke vergessen. Ich steige aus. Vom Rücksitz kreischt es “Mamaaaa, mach endlich die Tür zu, wir wollen los!”. Wir fahren. Zum Bäcker. Kaufen Fresspaket für halben Monatslohn. Ist dafür Bio. Durchs Auto schallt es “Ich will miiiiit zum Bääääcker!”. Wir fahren. Wir haben die Windeln vergessen. Wir fahren wieder nach Hause. Das wiederum erzürnt den Dreijährigen, der ja hoffentlich bald über die Messe flanieren kann. Wir fahren.

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Flugzeuge im Bauch, Wohnmobile im Hirn

Ich spoilere mal: Die Fahrt war ganz gut, die Kinder haben sogar etwas geschlafen. Dafür habe ich den Akupressurpunkt am Handgelenk bemüht, um nicht aus dem Autofenster zu kotzen: Das Navi hat uns über Land die Alb herunter geschickt. Selbstverständlich ist dies eine feine Motorradstrecke!

Die Messe. Am Flughafen. WO. IST. UNSER. PARKPLATZ. und warum fahren alle im Kreis? Wir fahren. Gucken Flugzeuge. Und suchen. Und fahren. Und fragen. Wir suchen zwischen Wohnmobilen im Wert des BSP eines Kleinstaates einen Parkplatz. Jackpot. Einer ist noch da. Das Kind schläft, das Baby hopst erwartungsvoll im Kindersitz umher. Wir laden aus. Unser Equipment. Wir könnten locker zwei Wochen hier verbringen. Halt ohne Wohnmobil. Und so lange dauert die Messe ja auch nicht.

Wir treten ein. Wunderbare Welt der Wohnmobile in Halle 1! Erstmal auf die Toilette. Alle. Hintereinander. Weil wegen Kinderwagen und so. Los gehts! Wir fangen an zu stöbern, haben Laune. Der Dreijährige rüffelt rum. Er habe jetzt Hunger. Jetzt! Er will keine Brezel, keinen Riegel, er will Mittagessen. Seufz. Adieu Halle 1. Wir suchen. Und dann suchen wir Aufzüge. Wir finden ein Restaurant. Die Atmosphäre kann ich nun nicht gerade als heimelig bezeichnen, aber es gibt Maultaschen. Leider ist der Dreijährige so verstimmt, er habe ja immerhin mit Eis gerechnet. Nun gut, er lasse sich nun nicht lumpen und probiert (isst leer) Papas Maultaschen. Das Baby wiederum ist in Hochstimmung, es sitzt im Babystuhl und bekommt vor Aufregung keinen Löffel Brei herunter. Es hat schließlich Publikum, das gilt es zu unterhalten. Da stört die Mutter mit dem Löffel.

Hunger. Pipi. Durst. And repeat.

Bevor wir aufbrechen gibt es noch Kaffee. Das dauert den Kindern dann doch zu lange. Entnervt stürzen wir die braune Köstlichkeit die Kehle hinunter. Weiter geht es! Sachen zusammenraffen, raus aus der Markthalle, pardon, Restaurant. Wir wandern weiter. Der Sohn möchte jetzt ein Eis. Unbedingt. Ich formuliere es so: Da wir kein Ohropax dabei haben, suchen wir Eis. Dringend. Auf der Suche sehen wir auch interessante Dinge. Im Vorbeigehen. Das Baby will schlafen und nölt. Laut. Frischluft hilft, wir genießen die Sonne auf dem Messegelände. T-Shirt-Wetter im Januar. Sohn und Vater suchen weiter Eis.

Bilder: v.l.n.r. 1. Luft schnappen lohnt sich/ 2. Retro ist in/ 3. Das nehm ich, das macht schlank/ 4. Ich habe das wichtigste Utensil an Bord entdeckt/ 5. Das ist ein Versprechen oder eine Drohung?/ Weltreisemobil 


Wir stürmen das Pressebüro. Ich decke mich mit Informationen und dem Messeplan ein, während der Dreijährige die heilige Ruhe der Presse-Lounge bricht. Schnell verlassen wir den Ort des Geschehens.

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Wir bemühen den Messeplan. Eis. Ganz groß im linken Eck, Werbeanzeige. Los gehts. Unsere Wege trennen sich nun. Ich suche interessante Reiseanbieter, der Mann Eis. Während eines spannenden Gesprächs über Wohnmobiltouren in den USA schläft das Baby ein. Ich lerne währenddessen einiges über die Touren in den USA. Freistehen in Staaten wie Arizona sei kein Problem, es ist meist recht einsam dort. Das Monument Valley ist für Wohnmobile gesperrt. Familien können Kindersitze zum Anbieter nach Vegas schicken lassen, wenn sie eigene bevorzugen. Und viel mehr, aber hier sprengt das den Rahmen.

Eis, Eis, Baby

Ich biege um die Ecke und entdecke Vater und Sohn einträchtig Eis essend. Mein Blick erregte Mitleid, der Mann kam der Familienpflicht nach und holt eine zweite Runde Eis. Ab da ist die Laune auch beim Dreijährigen wieder eins A und er prüft jedes Wohnmobil auf Kindertauglichkeit. Inklusive Fahrersitz, Küche und Bett. Im Weltreise-Mobil lasse ich ihn vorsichtshalber draußen, so eins können wir uns nicht leisten (die anderen auch nicht). Und ich weiß genau, DAS hätte er haben wollen. Das Interieur ist schick aus Holz, kein Plastik. So nachhaltig. Vom Verbrauch reden wir lieber nicht. Übrigens: Die Anfrage nach den 200 000 Euro-Mobilen ist riesig. Die Anbieter sind die nächsten zwei Jahre ausgebucht. Macht noch jemand in Immobilien? Kaufen jetzt alle Weltreise-Mobile? Liebe Anleger, das ist der nächste große Run.

Bilder: v.l.n.r. 1. Dekadent? Weltreisemobil mit Außenterrasse/ 2. Messepreis/ 3. Ein Weltreisemobil von innen/ 4. Luxusmobil mit Smart – innen blinkts und glitzerts/ 5. Kindertest bestanden, würden wir nehmen/ 6. Mercedes ist findig: Das Bett fährt hinten heraus


Wir testen uns durch Ford Nugget (Titelbild), VW und Mercedes, durch Trucks, Vollintegrierte, Pössl und Weinsberger, bestaunen Dachzelte, nerven Verkäufer mit Detailfragen und Fotos machen für Instagram und wandern zurück in Halle 1. Die Laune sinkt. Ein Blick auf die Uhr: Abendessen! Wir finden Essen mit Aussicht, lassen das Baby über den Boden krabbeln während der Sohn selig Saitenwürstle mit Linsen und Spätzle schlemmt. Das Baby lutscht das Stuhlbein ab, ich achte penibel darauf, dass es sich den Kopf nicht stößt. Mit Kind zwei wirst ja automatisch entspannter. Dir bleibt ja auch nichts anderes übrig, oder du wirst verrückt.

Ich spoiler nochmal: Die Zwerge schliefen die komplette Rückfahrt durch. Und wir konnten entspannt, ohne Ohropax, die tausenden Rücklichter vor uns zur Rush-Hour bewundern. Hach, Stuttgart. Tschö, Schwabenländle.

Und wie war die Messe denn nun mit Kindern? Entspannt, anstrengend, aufregend, witzig, nervig und spannend. Natürlich gab es auch Learnings. Lest und profitiert!

Bilder v.l.n.r. 1. Symbolbild Messe mit Kindern/ 2. Abendessen auf Schwäbisch für den Kleenen/ 3. Dachterrasse: Platz ausschöpfen


Messebesuch mit Kindern – meine Tipps für euch

  1. Eine Tasche mit Ersatznahrung und Klamotten im Auto deponieren, falls ihr im Stau stecken bleibt
  2. Schaut VORHER was euch auf der Messe interessiert, es könnte sonst sein, dass ihr nie dort ankommt
  3. Erkundigt euch, wo der nächste Eisstand steht.
  4. Nehmt genug Snacks und Getränke mit
  5. Lasst die Kinder nicht wilde Affen spielen und rücksichtslos mit Schuhen über Wohnmobilbetten schlittern – dann klappts auch mit den Ausstellern
  6. Nehmt Rücksicht auf die Bedürfnisse der Kinder. Die Konzentration sinkt schnell, geht zwischendurch raus zum Toben, Dampf ablassen
  7. Kinder werden schnell müde, so eine Messe ist anstrengend. Wir hatten für den Großen das Buggyboard dabei und das war goldrichtig.
  8. Großraumtoiletten sind gleichzeitig Wickelräume: Hier ist genug Platz für Kinderwagen, Kinder und den Rest der Familie, wenn das Baby ne neue Windel braucht. Gerade als Alleinreisende praktisch.
  9. Ihr braucht Hilfe oder findet irgendetwas nicht? Messen sind quasi kleine Städte und sehr bemüht, ihren Besuchern zu helfen. Traut euch zu fragen!
  10. Ich weiß doch auch nicht. Aber bleibt einfach locker und frei von Erwartungen, dann klappts auch mit den Kindern. Und findet um Gottes Willen vorher raus, wo es das Eis gibt!
  11. Bonus: Erlebt die Messe mit den Kindern als Familie und nicht durchs Handy für Instagram. Gerne!

Oh, und warum wir nicht alle mit dem Zug…? Da kostete ein Ticket 30 Euro. Einfach. 120 Euro für Augsburg-Stuttgart? Nein. Einfach nur nein. Spontan Bahnfahren und so. 

Wir bedanken uns bei der CMT für den spannenden Aufenthalt. Natürlich gibt es auch bald einen seriösen Beitrag zum Wohnmobilanbieter in den USA. 

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Transparenz: Pressereise

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. when

    Ein wirklich erstaunlicher Ort. Ich folge dir. Vielen Dank.

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