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Blogger? Kann ja jeder!

Eine Lanze für die Blogger, eine Lanze bitte!

Mit diesem Beitrag breche ich eine Lanze: Für mich, für meine KollegInnen.

Jeder kann bloggen; das ist wahr. Kostenlose Programme machen es kinderleicht. Nur: Qualität und Quantität spielen eine große Rolle, Beiträge mit Mehrwert, guten Bildern und spannenden Themen werden kreiert. Schön regelmäßig. In Nischen lebt es sich gut, als Massenprodukt wie ein Elternblog ist es sehr schwierig, als Neuling Fuß zu fassen.

Neben den Beiträgen fallen Recherche, Termine und Marketing an.

Was macht so ein Blogger denn den ganzen Tag?

Mein Dienstag

6:00 Wecker klingelt. Versuche, leise aufzustehen. Ich scheitere, das Kind ist wach. Badezimmer zu dritt ist ja auch kuschelig.

07:00 Kurzer Facebook-Check: Kommentare zum Erwidern vorhanden? Nebenbei bereite ich Frühstück vor, während mein Mann versucht, dem Kind den Autoschlüssel wieder abzuluchsen.

07:50 Das Kind ist endlich angezogen, ich habe alle sieben Sachen für den Kindergarten gepackt, los geht es: Um acht müssen wir im Kindergarten sein. Eltern muss ich nicht erzählen, wie die eine Stunde zwischen sieben und acht aussah. Immerhin, die Spülmaschine läuft.

08:00 Pünktlich können wir. Eingewöhnung läuft. Nach einer Stunde gehen wir wieder, das Kind hatte Spaß.

09:30 Schnell noch Nudeln kochen, die Babysitterin steht schon an der Tür. Dazwischen packe ich meine Sachen – Heute findet eine Pressekonferenz einer Messe für meinen Pferdeblog statt. Ich schaffe es, die Speicherkarte der Kamera zu verlegen, das Handy nicht komplett zu laden und zu wenig Visitenkarten zu packen. Aber immerhin, die Grundausrüstung steht.

10:00 Umgezogen, frisch gemacht und Tschüß gesagt: Ich düse auf die Messe. Trotz Baustellen schaffe ich es pünktlich. Dort angekommen, steuere ich erstmal die falsche Halle an. Völlig normal bei mir, so gewinne ich zumindest einen Überblick.

11:00 Die Pressekonferenz ist eröffnet, ich habe meinen Presseausweis ergattert und teile mir einen Tisch mit einer hiesigen Radio-Kollegin.

13:00 Mit Infos und Interviews im Gepäck flitze ich zurück Richtung Heimat, nutze die Gunst der Stunde, kaufe ein und verabschiede anschließend die Babysitterin. Und endlich gibt es Essen! Tatsächlich kam ich ausnahmsweise heute nicht dazu!

13:30 Das Kind gibt Vollgas, es ist aufgedreht und so geht es raus: Den Garten unsicher machen und die Katze jagen. Keine Angst, die kennt das und hat ihre Sprintqualitäten modifiziert.

17:30 Ich habe den Tag irgendwie überlebt, das Kind schlief nicht aber dafür habe ich gefühlte 1001 Mal die gleichen Bücher mit ihm gelesen. Nun decke ich den Tisch fürs Abendessen.

19:00 Nach Abendessen, Aufräumen und Badeorgie ist das Kind im Bett. Ich würde am Liebsten schlafen, tippe aber noch schnell den Bericht für die morgige Messeeröffnung. Außerdem werde ich noch einige Blogbeiträge für den Elternblog vorbereiten, da ich im Herbst wenig Zeit zum Bloggen habe. Eine Bewerbung schreibe ich auch noch. 15 Stunden Teilzeit ist zwar nicht gefragt, aber ich versuche es trotzdem weiter. Von der Selbstständigkeit allein kann ich (noch) nicht leben.

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23:30 Ich gehe ins Bett. Hört ihr es auch laut rufen? Nein, das ist nicht das Baby! Leider werden es wieder keine 10 Stunden Schlaf. Seufz.

Was ich mit meiner Aufzählung zeigen will: Ein Blogger, der regelmäßig guten Content liefern möchte, hat richtig Arbeit:

  • Bilder müssen erstellt oder ausgesucht werden
  • Recherche ist oft vonnöten und bei komplexen Themen langwierig
  • Gelegentliche Reisen müssen vorbereitet und organisiert werden
  • Für Rezensionen müssen Produkte getestet oder Bücher gelesen werden
  • Grafiken oder Logos warten auf ihre Erstellung
  • Der Blog selber muss regelmäßig überprüft und aktualisiert werden: Auf Ausrichtung, Kategorien, Optik, Rechtsgültigkeit usw.
  • Redaktionsplanung
  • Social Media Verteilung der Beiträge: Facebook, Instagram und Pinterest warten auf Feed

Wer Kooperationen eingeht, um nebenbei etwas zu verdienen, auf den warten klassische kaufmännische Aufgaben:

  • Mediadaten erstellen; dazu müssen relevante Daten zusammengetragen werden
  • Akquise betreiben (Messen, Persönlich usw.)
  • Angebote versenden
  • Aufträge bestätigen
  • Rechnungen versendet werden
  • Mahnungen bleiben auch nicht aus
  • Werbebeiträge formgerecht aufbereiten
  • Kommunikation mit Werbepartnern

Und nebenbei hat ein Blogger ja auch noch ein Privatleben (die meisten zumindest, bei anderen läuft es ähnlich wie bei Big Brother); Partner und Kinder gehören versorgt, Alltagsaufgaben gestemmt und nicht wenige arbeiten nebenbei. 

Also: Wenn ein Blogger mal wieder mit Werbung “nervt” – dann denkt daran: Fast alle KollegenInnen nehmen nur passende Werbebeiträge an und kennzeichnen diese entsprechend. Um euch tolle Inhalte zu präsentieren, aber auch kostendeckend arbeiten müssen, lest ihr eben ab und an etwas über schöne Produkte.

Kosten?

Aber ja, meine Domains kosten Geld. Das Template kostet Geld, wenn es sich abheben soll. Werbeanzeigen in Facebook kosten Geld. Gewinnspiele kosten gelegentlich Geld, wenn sich kein Sponsor findet. Bilder können Geld kosten, wenn es exklusiver sein soll. Versandkosten nicht zu vergessen. Die Arbeitszeit rechne ich euch lieber nicht vor, das geht als Ehrenamt durch. Manche Blogger sichern sich durch Rechtsberatung ab oder müssen diese in Anspruch nehmen. Als Selbstständiger musst du dich selber versichern, für deine Rente sorgen und eventuell eine Berufshaftpflicht abschließen. Ja, Bloggen kostet auch Geld. Also: Seid so lieb, geht auch mal über Affiliate-Links (da passiert euch nichts, der Blogger erhält nur eine kleine Provision falls ihr über den Link einkauft) und regt euch nicht über Werbung auf. Danke und Küsschen.

Im Namen vieler Kollegen und Kolleginnen

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Oh ja! Ich blogge derzeit neben 3 Kindern und einem Vollzeitjob und hoffe, dass ich es irgendwann zu meinem Beruf machen kann❤️ Manchmal arbeite ich bis nachts um 2, aber es ist meine Leidenschaft und deshalb fühlt es sich nicht an wie Arbeit.
    Vielen Dank für den Artikel
    Anke

    1. dertraber

      Liebe Anke, wow, das bewundere ich wirklich. Das mit den nachts arbeiten kommt mir sehr bekannt vor. Niemand sieht, was wirklich dahinter steckt – und am liebsten würde ich noch mehr content liefern, aber der Tag hat nur 24 Stunden ?

  2. RiskyMum Tanja

    Jou, so ist das. Und wenn wir noch Coachings, Gadgets, Tools, Fortbildungen und die Zeit, die wir unsere Kinder betreuen lassen (nicht wenig) dazu rechnen, kommen wir auf ein stolzes Sümmchen. Das möge uns das Bloggen, bitte schön, irgendwann mindestens dreifach monatlich zurückzahlen. Und bis dahin? Spass haben mit den Lesern und Kolleginnen wie die Kuchenerbse im Netz und hoffentlich auch bald analog treffen. Danke für die gelungene Lanze!

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