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Das Grauen trägt einen Namen: Sonntags, high noon auf dem Spielplatz

Als Nicht-Mutter fällt es gar nicht auf – die täglichen Dramen am Kinderspielplatz. Einzig der Lärm lässt einen kurz zusammenzucken, dann ist man auch schon vorbei. 

Schatten genießen.

Aber das Baby kann jetzt laufen. Und will Spielen, Spaß haben und Toben. Dinge, die Kinder eben so machen. Was liegt also näher, als bei Sonnenschein zum Objekt der Begierde zu wandern, unterwegs ein Eis zu Essen und im Park unter Bäumen zu relaxen? Wenn Sonntag, dann richtig!

Hört sich toll an, oder? Wissende Eltern grinsen sich an dieser Stelle vermutlich schon eins.

Kurz vorm Sonnenstich erreichen wir den Park. Der komplette Weg, am Nachmittag in Sonne getaucht. Das Baby lag hingegen wohltemperiert im Buggy; schlafverweigernd. Juché.

Kaum angekommen, schläft das Kind. Egal, auf der Schattenbank ists auch schön. Schade, der Biergarten ist noch geschlossen. Wasser nur für das Baby dabei. Egal, geht ja bald wieder heim.

Schaukeln ist Glück.

Eine Stunde später; das Baby ist wach. Und will schaukeln. Der Geräuschpegel ist unglaublich, kannte ich bisher nur vom startenden Flugzeug. Aber Kinderlärm ist doch der schönste Lärm.

Mütter und Väter, Omas, Opas, Tanten und ihre Neffen; sind sie hier. Glück gehabt – Babyschaukel ist frei. Neben uns versuchen zwei Mütter ihre Söhne davon abzuhalten, sich wahllos Kieselsteine in den Mund zu schieben. Unser Jüngster guckt interessiert zu, Papa schubst an. 

An der Rutsche derweil der Showdown: Das Kaffeekränzchen mit Sandförmchen wird just aufgelöst, als zwei ältere Kinder es wagen, die Rutsche auch tatsächlich als solche zu nutzen. Empörte Blicke. 

Zuviel Sonne. Wir wandern Richtung Sandkasten (mein persönliches Grauen), der Filius trifft eine Krabbelfreundin und spielt begeistert im Sand. 

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Zwischendurch passt Papa auf, dass er nicht unter die Räder eines Laufrads kommt, während ich versuche, den Zigarettenqualm zu orten. 

Vorbildlich, meine Damen: Auf der Bank am Sandkasten das Lager aufzuschlagen und munter die Kids vollzuqualmen. Immerhin bequemt sich eine der Damen zum weinenden Sohn, der zum xten Mal vom Laufrad fiel. Ich mache die Grazien als die selbsternannten Oberhäupter des Spielplatzes aus – interessant, Soziologen hätten wahre Freude an den Beobachtungen!

Eine andere Mutter ist inzwischen auf der Hut und hinter dem Kind her: Keine zwei Schritte tut es alleine. Ich schätze es auf fünf.

Immer wieder schnappe ich Gesprächsfetzen der Mütter und Väter auf. Dinge, die ich nicht wissen muss. Wie lange Nachblutungen gedauert haben. Oder die momentane Konsistenz des Stuhlgangs der Tochter. Oder warum der Nachbarsjunge noch nicht läuft. 

Ich höre Schamloses, Gemeines (hinter anderen Müttern herzuziehen hat Olympia-Charakter) und Privates. Weghören? Ich bitte euch, bei dem Lärmpegel brüllen die sich gegenseitig an!

Langsam geht die Sonne unter. Das Baby hatte Spaß, wir verlassen die Arena. 

Eis muss nicht mehr sein, wir ziehen die Stille des Gartens vor. Ich benötige Hornhaut fürs Gehirn.

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