Kinderflohmarkt – Eingeweihte wissen, was das bedeutet! Als Besucher versuchst du, pünktlich zur Öffnungszeit auf der Matte zu stehen, um halbwegs verwendbare Klamotten zu ergattern. Das Ganze läuft ähnlich ab wie am Black Friday vor dem Brautmodengeschäft: Dort hauen die sich sogar um gute Brautkleider. Bei 80 Prozent Rabatt ja auch irgendwie verständlich, will man nicht im abgehalfterten Reitdress zum Altar schreiten. Wobei, mittlerweile sind die ja auch ganz schick.
Ich habe dieses Jahr den Selbstversuch gewagt und auch noch verkauft auf diesem Sammelsurium von Schnäppchenjägern. Frühzeitige Anmeldung via Email – ich habe mir den Wecker gestellt: Denn die Listen werden nur an einem bestimmten Tag, zu einer bestimmten Uhrzeit verhökert. Ist der Platz gesichert, rückt man an einem freien Samstag zur Kultstätte des Kleidungsverkaufs und holt sich die Vordrucke nebst Verkaufsnummer. Nun geht es los: 30 Teile dürfen es sein, schön beschriften, Preise auslosen, Kleidung wieder aussortieren weil “so süß, vielleicht können wir das doch noch mal brauchen” oder “ach das verschenke ich lieber” und “das kann die Schwester doch noch locker auftragen”. Endlich sortiert, darf der Liebste die Klamotten wieder dorthin schaffen, wo die Liste abgeholt wurde. Und am nächsten Tag geht das auch schon los: Gepflegter Ansturm auf Kinderklamotten, Spielzeug oder Praktisches.
Pro-Tipp: Entspannt bleiben hilft eigentlich in jeder Lebenslage. Nur nicht am Kliff hängend.
Was ich ganz erstaunlich finde: Jedesmal ergattere ich noch tolle Kleidung, obwohl ich aus dritter Reihe versuche, irgendein rosa Leibchen oder eine Strickjacke mit Streifen zu ergattern. Ellenbogen sind da eine wichtige Waffe. Schön sind auch die Fußfallen, kleine Kinder, die an strategisch wichtigen Orten platziert werden, so dass die Mütter dort in aller Seelenruhe die Sahnestücke in Größe 98-104 heraussuchen können. Derweil robbt, hopst oder schlängelt sich der Rest der Meute an den Kleinkindern vorbei. Was soll ich sagen, ich habe alles bekommen was ich wollte (und noch mehr), habe eine kurze Kassenschlange gefunden (mein Glückstag!) und habe danach noch sagenhafte Apfelmuffins, leckeren Marmorkuchen und einen Pott Kaffee ergattert. Geil. Und: Ich habe mehr eingenommen als ausgegeben an diesem Tag. Schreit doch nach Wiederholung, oder?
Pro-Tipp für den Kinderflohmarkt: Ikea-Tasche: Da passt notfalls auch ein Kaufladen rein.
Der Marmorkuchen war erste Sahne, den hat sogar das Kind mit Magen-Darm vertragen. Respekt! Apropos Magen-Darm; das grassiert ja jede zweite Woche im Kindergarten. Abgelöst durch Scharlach, Windpocken, Norovirus oder Salmonellen. Wobei letztere im Nachbarkindergarten die Eltern schockiert hatten, wir blieben bisher verschont. Klopf auf Holz und so.
Während ich das hier schreibe, baut der Sohn Lego, die Tochter quakt weil sie mit ihren drei Monaten nicht mitspielen darf und neben mir stapeln sich Teller mit Reis, Karottensuppe, Zwieback, einer halben Banane und Reste vom Apfelmus mit dem scheußlichen Hefezeugs. Rechts von mir türmen sich Briefe vom hiesigen Weltladen (warum in Herrgottsnamen bekomme ich den Newsletter per Email und Post?), der Krankenkasse und der Künstlersozialkasse mit dem Vermerk “WICHTIG”.
Der Boden ist übersät mit Toastkrümeln und Reis, im Wohnzimmer geben sich Lego und Holzbausteine die Klinke in die Hand. Und so ein bisschen Achtsamkeits-Barfusstraining um Legosteinchen herum hat ja noch keinem geschadet. Auf dem Wohnzimmertisch seht ihr Lapttops, Bücher, Hefte und Spielzeug gestapelt, das rote Sofa ist belagert von Kissen und Decken. Mitten im Weg ein Gartenstuhl, der war so praktisch nach dem Kaiserschnitt (hoch! Armlehnen!). Vor dem Fernseher der Wäschekorb, auf dem Kamin eine Garten-To-Do-Liste, ein Holzflugzeug und Kinderspiele. In der Kratzbaumhöhle ein Feuerwehrauto. Naja, wenns mal brennt bei der Katze, können wir gleich löschen. Vorausschauend gedacht! In Küche und Flur stapeln sich Kartons (“Schatz, nicht wegwerfen, ich verkaufe doch Kindersachen auf ebay!”). Zehn Paar Schuhe warten darauf, aussortiert zu werden. Mein Schreibtisch im Büro lechzt nach Aufräumarbeit.
Pro-Tipp: Geriebener Apfel und Reis mit etwas Salz bei Magen-Darm
Ich könnte noch ewig weiter aufzählen, aber wer will das lesen? Ja, ich lebe im Chaos, mittendrin. Und ich entschuldige mich bei jedem Besucher dafür. Aber eigentlich ist es mir pupsegal. Wir leben hier, haben gerade ein zweites Kind bekommen, wir arbeiten beide, haben viele Zimmer in Ordnung zu halten und einiges zu renovieren und einen großen Garten. Und und und. Und darum: Egal. Wir werden nie fertig sein: Ich kann mir in meiner überschaubaren “Freizeit” (Baby schläft, Sohn im Kindergarten) aussuchen, ob ich koche, den Haushalt schmeiße, aufräume oder arbeite. Meist koche ich vor, arbeite noch etwas – fertig. Baby wieder wach (“Trag mich, Mutter! Nicht nachlassen!”).
Und ja, es ist okay. Ich muss nur noch lernen, mich dafür nicht ständig zu rechtfertigen. Thats all.
Und bei euch so? Räumt ihr noch auf oder lebt ihr schon?