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GPS-Tracker und Smartwatches für Kinder – diese Gefahren gehen von Tracking-Armbändern aus

Mittlerweile gibt es Tracking-Armbänder und Smartwatches für Kinder wie Sand am Meer: Eltern können sogar ihre Kinder nonstop via GPS überwachen, Kinder tracken ihre eigenen Schritte. Und noch nie war das so leicht wie jetzt – jeder Online-Anbieter verkauft mittlerweile Tracking-Armbänder, teilweise zu einem Spottpreis. Und ist der Preis heiß, fragt keiner mehr nach Datensicherheit. Ein Fehler.

Ein Tracking-Armband oder eine Smartwatch soll nur einen Zweck erfüllen: Den besorgten Eltern anzeigen, wo sich der Sprössling gerade aufhält. Klar, die Meldungen über pädophile Netzwerke häufen sich, und sei es nur dadurch, dass die Timeline in Facebook davon überspült wird. Die Angst, dass dem eigenen Kind etwas passieren könnte, ist ein Glücksfall für Tracking-Armband-Hersteller: Die Eltern wissen genau, wo sich das Kind aufhält und können sicherheitshalber direkt mal gucken, ob der heimische Schulweg auch eingehalten wird. Win-win, für die Eltern. Das Kind hat da meist wenig Mitspracherecht.

Trackingarmbänder für Kinder beherbergen Gefahren

Nicht falsch verstehen: Ich kann jede Mutter und jeden Vater verstehen, die in Sorge um ihr Kind sind. Allein der Gedanke, dass das Kind auf dem Heimweg entführt wird, ist furchtbar. Meist haben diese Leute nichts gutes im Sinn. Aber nicht immer sind Tracking-Armbänder oder Smartwatches hierfür die Lösung. Denn unter Umständen öffnet man Leuten damit eine Tür, die sonst nie auf das Kind aufmerksam werden würden. Aber der Reihe nach.

Tracker für Kinder gibt es wirklich sehr viele, darunter sind gute und auch weniger gute Produkte. Ich möchte euch für die möglichen Gefahren bei der Nutzung der Armbänder sensibilisieren und außerdem weitere Lösungsansätze an die Hand geben.

Smartwatches und Trackingarmbänder funktionieren nicht immer

Verlasst euch bitte nicht ausschließlich auf die Ortungsfunktion der Tracker. Tatsächlich gibt es – auch in Deutschland – Orte, die keine gute Netzabdeckung haben. Auch Mauern behindern das Lokalisieren des Trackingarmbandes. Auch Autos, Gebäude, Garagen, Höhlen, Metallzäune, Felsen oder Tiefgaragen beeinträchtigen die Ortung gravierend. Macht euch das bitte bewusst.

Smartwatches und Trackingarmbänder in Verbindung mit anderen Geräten

Viele Produkte solltet ihr auf keinen Fall in der Nähe sensibler elektronischer Geräte verwenden: Smartwatches und Trackingarmbänder können nämlich deren Funktion beeinträchtigen. Darunter fallen u. a. Herzschrittmacher, Hörgeräte oder Rauchwarnmelder. Auch in Flugzeugen oder Krankenhäusern ist die Verwendung untersagt – im Grunde wie beim Mobiltelefon auch.

Smartwatches und Trackingarmbänder – wer trackt denn noch mein Kind?

Nicht immer ist klar ersichtlich, auf welcher Datenbasis die Tracker funktionieren. Wo stehen die Server mit den persönlichen Angaben? Wer hat darauf Zugriff und wie ist die Sicherung vor Ort? Wer kann sich noch in das System einwählen und Daten abfragen? Tracker machen es natürlich auch der Gegenseite einfach, ein Profil eures Kindes zu erstellen: Wann hält sich das Kind wo auf? Wie lange bleibt es dort? Diese vertraulichen Daten müssen unbedingt genügend geschützt werden. Leider wird das häufig nicht in Frage gestellt, ähnlich wie bei Smartphones.

Billiganbieter bei Wish und Co. verkaufen illegale Smartwatches

Der erste Klick bei einer Smartwatch auf der Billigseite aus China zeigt mir direkt: Der Scheiss kommt nicht über unsere Türschwelle. Ein Nutzer war so freundlich und hat rezensiert:

(…) “Face to face call is not on the app or the watch. You can take pictures and listen to your kido on the silent monitoring mode. Take pictures some time show error massage and some time don’t. (…)

Seit 2017/ 2018 dürfen in Deutschland Smartwatches mit Abhörfunktion – d.h. mit eingebautem Mikrofon oder Monitoring – weder gekauft noch genutzt noch überhaupt besessen werden. Obige Uhr hat genau diese Funktion, die das stille Abhören möglich macht.

Auch der Verkäufer, yangbo0364, wirkt ja durch den Namen total vertrauenserweckend. Nicht. Trotzdem, mehrere Tausend Produkte hat er bei Wish schon verkauft. Im Ernst: Lasst das. Kauft das Zeug nicht. Die Produktbeschreibung ist genau zwei Sätze lang – wisst ihr, was verbaut ist? Ob das Mikrofon dauerhaft eingeschaltet ist? Und wer mithört? Nein.

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Gerade wer Angst vor Verbrechern hat, die Kindern etwas Böses anhaben wollen: Kauft nicht ungeprüft irgendeinen Billigkram aus China. Ihr schießt euch doch sonst echt selbst ins Knie.

Ihr wollt nicht, dass irgendein Perverser weiß, wo sich euer Kind am liebsten aufhält, wie das Lieblingspony heißt oder die Lieblingsschokolade. Denn diese Informationen werden ganz gezielt dazu genutzt, Kinder zu locken.

Daten von Smartwatches liegen ungeschützt auf Servern – auch von euren Kindern?

Letztes Jahr wurde ein Sicherheitsleck bekannt: AV Test berichtete davon, wie auf einem chinesischen Server Daten von über 5.000 Kindern liegen: Ungeschützt, zugänglich auch für Kriminelle. Wo sich die Kinder in Echtzeit aufhalten. Oder um Bewegungsprofile zu erstellen, um einen guten Moment abzupassen. Praktisch, so ein Trackingarmband in Form einer Smartwatch. Die Uhr SMA-WATCH-M2 hat der Versandhandel Pearl aus dem Programm genommen. Dafür sind viele andere aus China dort erhältlich. Und die Uhr, die gibt es online woanders zu kaufen.

AV Test: ” (…) ungesicherte Online-Schnittstelle des Hersteller-Servers. Da darüber laufende Kommunikation gänzlich unverschlüsselt erfolgt und auch keine funktionierende Authentifizierung vorliegt. Es wird zwar ein Authentifizierungs-Token erzeugt und bei Anfragen an die Web-API mitgesendet, dass den Zugriff unberechtigter verhindern soll, allerdings wird dieses Token serverseitig nicht überprüft und ist darum funktionslos. Danach ist der direkte Zugriff auf User-IDs möglich (…)”

Smartwatches und Trackingarmbänder können die Eltern-Kind-Bindung stören

Kinder sollten immer erklärt bekommen, was sie da am Arm tragen und dem zustimmen. Allerdings führt die Kontrolle des Aufenthaltsortes unter Umständen zu einem Vertrauensbruch oder verunsichert die Kinder, sie bekommen Angst. Vertrauen Mama und Papa mir nicht? Ist der Schulweg so gefährlich, dass ich nicht alleine laufen darf? Soll ich noch vor die Tür gehen?

Auf der anderen Seite verlassen sich einige Eltern zu sehr auf die Technik und verpassen so die Gelegenheit, mit ihren Kindern über Gefahren zu reden. Sie könnten dem Kind sonst erzählen, was es im Notfall tun soll, wenn es verloren geht oder Fremde sie ansprechen. Diese Punkte dürfen wir nicht unterschätzen.

Wir müssen unseren Kindern zuhören, ihnen Fragen stellen und ihnen die Welt erklären. Völlige Sicherheit gibt es nicht. Das schmerzt, ist aber die Wahrheit. Egal, was manche Anbieter versprechen.

Smartwatches und Trackingarmbänder sicher kaufen

Wir sind persönlich kein Freund der zahlreichen Tracker, die häufig nur ungenügend gesichert sind und keiner weiß, wie der Datenschutz im Detail aussieht. Wer jedoch unbedingt so eine Uhr oder ein Armband für sein Kind kaufen möchte, sollte zumindest Geschäftsbedingungen (AGB), Nutzungsbedingungen und Datenschutzerklärungen bei unterschiedlichen Herstellern (nicht Anbieter! Pearl, Wish, Amazon – das sind nur Vertriebskanäle!) vergleichen. Gibt es sowas gleich gar nicht, Finger weg.

Derzeit findet ihr auch viele Webseiten mit vermeintlichen Tests, wenn ihr nach Smartwatches sucht. Getestet wird da meist nur die Funktion, nicht die Sicherheit. Verlasst euch daher nicht auf diese Seiten. Meist sind das Affiliate-Seiten, die Geld bekommen, wenn ihr auf die Produkte klickt und dann kauft. Die haben NICHT euer Bestes im Sinn.

Sinnvoll sind Smartwatches mit Trackingfunktion für Kinder durchaus für Großveranstaltungen. Allerdings finden diese unter Umständen an Orten statt, wo das GPS oder Wlan eingeschränkt ist. Für dieses Problem hat ein anderer Hersteller eine interessante Lösung versprochen – darüber berichte ich bald (und ob das Armband so sicher ist wie versprochen).

Jetzt seid ihr dran: Tragen eure Kinder Tracker? Seid ihr damit zufrieden oder habt ihr explizit Fragen, auch zur Datensicherheit? Schreibt mir in die Kommentare.

Demnächst: Das innovative Tracking-Armband bluon.me im Test bei Kuchenerbse: Wir nehmen die Technik hinsichtlich Datensicherheit unter die Lupe

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Uli

    Absolute Zustimmung. Zuerst Kinder aufklären, nicht mit Unbekannten mitlaufen, nichts annehmen etc. Übers Tracking aufklären und aufzeigen, wie sie im Notfall Kontakte anrufen können.

    1. Kuchenerbse

      Danke Ulla für deinen Kommentar. Absolut richtig, alles eine Sache der Kommunikation 🙂 LG

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