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Mütter-Beef – Freundschaften werden zur Belastungsprobe

Freundschaften kommen und gehen. Das weiß ich, seit mir Tilman im Kindergarten die Schippe übern Kopp zog. Auch das Freunde-finden wird mit zunehmendem Alter immer schwieriger – Interessen dividieren sich auseinander, einige Freunde ziehen weg (oder man selbst), man wird Mutter oder tritt aus einem Verein aus. Irgendwie sind Freundschaften ja auch immer einem Wandel unterworfen.

Mein Mann pflegt noch Freundschaften aus der Schulzeit, während ich nur wenige langjährige Freundinnen habe. Das Geheimnis dieser Freundschaften ist die Offenheit, mit der wir Probleme ansprechen. Gut, manchmal dauert es etwas, bis sich einer traut, etwas zu sagen. Und ganz schlimm: Nur schreiben. Da kommen echt Missverständnisse auf. Lieber mal zum Hörer greifen. Denn nur die wenigsten Freunde wohnen hier ums Eck: Nach meinem Umzug kannte ich wirklich niemanden, aber mittlerweile bin ich doch mit einigen Müttern befreundet. So richtig, nicht nur Geplänkel. Nicht selbstverständlich, ich bin wohl nicht leicht zu haben (mein Mann versteht meinen norddeutschen Humor immer noch nicht; und ja, das ist durchaus ein Streitpunkt. Und nein, der bayrische ist nicht besser!).

Verschwörungstheorien belasten meine Freundschaften

Leider halten Freundschaften nicht ewig. Einige haben sich im Sand verlaufen, von anderen habe ich mich bewusst distanziert. Ein Grund hierfür sind Haltungen, die ich nicht tolerieren kann. Antisemitismus zum Beispiel. Rechte Hetze. Und ganz neu: Verbreitung von gefährlichen Verschwörungstheorien.

Den Anfang des Dilemmas machten die Afd-Fangirls: “Es muss mal was geändert werden.” Blöd, wenn darunter langjährige Freunde sind, die Spruchbilder teilen, die offensichtlich Stimmung gegen Ausländer machen. Es war und ist zum Verzweifeln: Im echten Leben sind das rührige Menschen, hilfsbereit, umgeben von Menschen aus allen Herren Ländern (die sie auch mögen) und dir ohne Murren deinen Karren aus dem Dreck ziehen. Nach schlaflosen Nächten sprach ich einige von ihnen an: “Ich will nur nicht die Kriminellen hier haben, wo ich Angst um meine Kinder haben muss”.

Okay, verstehe ich, kann ich nachvollziehen, ist menschlich. Es ist halt so, dass die meisten Spruchbilder alle in einen Topf werfen und einige sehr rassistisch motiviert sind (die Bilder, nicht die Freunde). Nun schafft sich die Afd quasi selbst ab (weil Lösungen haben die ja keine, das sind halt nur einfach rechte Plaudertaschen, die Frauen an den Herd stellen wollen). Aber ganz groß raus kommt nun das Schwurbelland mit dem großen Q. Seufz.

Glaubt einfach nicht jeden Scheiß, der im Netz geteilt wird

Ein Problem habe ich wirklich mit Leuten, die antisemitischen Scheiß verbreiten. Wer das hier liest und glaubt, einer Bevölkerungsgruppe die Schuld an Corona, ihrem eigenen Leben oder dem Motorschaden geben zu können, ist hier ganz fehl am Platz. Verschwörungstheorien machen das Leben einfach. Menschen brauchen Erklärungen für nicht greifbare Dinge, das habe ich gelernt. Und es ist so schön einfach, irgendwelchen Spruchbildern oder Youtubevideos zu glauben. Leider wollen mittlerweile auch Prominente, Influencer, Heilpraktiker mit Redebedarf und Menschen mit Doktortitel ein Stück vom Kuchen abhaben – ihre fünf Minuten Ruhm: Dafür sind sie bereit, zu lügen oder sich die Wahrheit zurecht zu zimmern.

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Medienkompetenz mangelhaft

Sehe ich in der Timeline die Schwurbelmania ausbrechen, halte ich meist dagegen. Dafür wird aggressiv gekontert, Beweise ominöser Seiten ohne Impressum vorgelegt und mir vorgeworfen, ich wäre uninformiert. Das ist schade, denn das Gegenteil ist der Fall. Ich bin ein faktenbasierter Mensch. Ich glaube nicht daran, dass die Erde eine Scheibe ist oder wir von Reptilien regiert werden. Dass Frau Clinton Kinderblut trinkt und Corona eine Verschwörung von Bill Gates ist. Nicht mal Hollywood denkt sich so eine Scheiße aus (Pardon!).

Freundschaft kündigen? Was tun, sprach ich

Das ist der Punkt, an dem ich überlege, was ich machen soll. Mit der Freundschaft. Sind es “nur” Bekannte: Egal. Kann ich mit der Person reden, mich unterhalten auf vernünftiger Basis, dann halte ich an der Freundschaft fest und hoffe, dass das große Q wieder schwindet. Glaubt das ganze Umfeld daran, wird es für mich immer schwieriger, die Menschen zu erreichen.

Das ist auch ein Thema bei den Masken, die wir tragen müssen. Oder Impfungen. Ich versuche, nicht gleich die Leute in den Wind zu schießen, die dazu eine andere Meinung haben (die falsch ist – für die aber richtig). Ich versuche, dazuzulernen und nicht gleich zum Trumploch zu mutieren (tolles Wortspiel, was?). Trotzdem sage ich, wenn ich finde, dass jemand auf dem falschen Dampfer ist (und damit andere gefährdet). Eine Freundin beispielsweise wollte ich nicht treffen, weil sie ihre Kinder nicht impft. Ich mag die Person, schütze aber mein Baby (dem Himmel sei dank, die Impfungen sind fast komplett). Da versuche ich zu differenzieren zwischen der Person und ihrer Meinung zu jeweiligen Themen (solange sie vertretbar sind).

Puh, der Text ist lang. Du hast ihn zuende gelesen? Hier, ein Bonbon (Sorte Hillbilly Gates mit eingeschmolzenem Mikrochip). Im Ernst; danke, dass du den Text gelesen hast.

Übrigens: Der Bill, der ist ein feiner Kerl. Das sag ich nicht nur so, sondern das ist so. Der ist halt schlauer als die meisten von uns und damit zu viel Geld gekommen (das er sehr sinnvoll einsetzt). Und die Sache mit den Mikrochips: Wer weiß, wie die Teile funktionieren, lächelt müde über die V-Theorie. Interessiert euch das?

 

Du willst Fakten? Guck mal da: 

Darum schützen Masken wirklich

Pizzagate ist eine verdammte Erfindung

Impfen ist ne tolle Sache weil

Bill Gates ist ne coole Socke weil

Dieser Beitrag hat 12 Kommentare

  1. Anne

    Hallo Victoria, schöner Beitrag. Super, auch mal etwas weniger Weichgespültes auf einem Blog zu lesen. Ich stimme dir zu. Allerdings bin ich nicht gar so rigoros. Ich versuche noch mit meinen Bekannten zu reden – vielleicht bekomme ich sie wenigstens zum Nach-/ und Umdenken. ich glaube, das Problem bei den meisten Menschen ist einfach, dass sie zu wenig reflektieren und sich nicht ausreichend informieren. Es ist halt viel einfacher populistische Parolen zu wiederholen oder scheinbar sinnvollen Schwachsinn in den Sozialen Netzwerken weiterzuleiten. Sogar bei fb und Co “klugscheiße” ich und geben Informationen als Kommentar ab und weise die Leute darauf hin, dass die Infos veraltet/unreflektiert/unwahr sind. Hilft das allerdings nichts, so suche ich auch den Abstand. Sogar innerhalb meiner Familie… Herzliche Grüße von der Ostsee, Anne

    1. Kuchenerbse

      Hallo Anne, vielen lieben Dank. Das finde ich prima, dass du solche Sachen nicht einfach “stehen” lässt. Bei mir kommt es etwas drauf an, wer da was von sich gibt. Bei Menschen, die ich kenne, versuche ich auch noch die Diskussion anzuregen. Aber einige sind total anders geworden, eine Bekannte beispielsweise, die ich eigentlich sehr mag, hat sich total verändert: Auf einen Schlag Impfgegner, Anhänger der Querdenker und wirkte wie unter dem Einfluss einer Sekte – nicht mehr zugänglich für die Normalität. Meine Interaktion auf den sozialen Medien habe ich zurückgefahren, ich halte es schlecht aus, dass Medien ihre Kommentarspalten nicht moderieren um der Klicks und Interaktion Willen. Wirklich großartig, dass du einen guten Mittelweg gefunden hast und dich nicht beirren lässt. Das mit der Familie klingt wirklich schwierig. Ich sende dir ganz liebe Größe an die Ostsee, Victoria

  2. Thoralf

    Hallo Victoria,
    ich finde es sehr gut und richtig wie du dich positioniert.
    Es ist heute eben viel einfacher seinen Schwachsinn zu verbreiten in sozialen Netzwerken als früher vor Facebook und Smartphone. Ich glaube nicht das Steve Jobs das Smartphone dafür entwickelt hat. Wir wissen doch alle es gibt zwei Dinge die unendlich sind. Erstens das Weltall und zweitens die Dummheit der Menschen.
    Kämpft jeden Tag dagegen an und lasst euch nicht unterkriegen.
    LG Thoralf

    1. Kuchenerbse

      Hallo Thoralf,
      vielen herzlichen Dank für deinen Zuspruch. Du hast recht, gerade in der heutigen Zeit müssen sich viel mehr Menschen klar positionieren. Dein Vergleich mit Steve Jobs gefällt mir gut. LG Victoria

  3. Finde es absolut legitim, Personen dann nicht mehr zu sehen. Ich könnte auch nie mit jemandem befreundet sein, der rechts ist oder auch nur irgendwas gegen Ausländer hat. Auch beim Thema Gesundheit verstehe ich, dass du keine Scherze machst. Klar, man muss nicht gegen alles geimpft sein, aber die Basics kann man 2020 wohl erwarten (vor allem bei Kindern). Für mich waren aber auch Freundschaften wegen so “banalen” Sachen vorbei wie Unhöflichkeit zu Kellnern. Ist zwar etwas extrem, aber manchmal gibt es Momente, wo man die Person plötzlich in einem ganz anderen Licht sieht und ein Puzzleteil auf einmal das Bild verändert. Zum Glück war das bei mir noch nicht bei engen Freunden, aber bei Bekanntschaften, die dann natürlich nie mehr wurden. Wie man solche Bekanntschaften beenden soll weiß ich leider auch immer noch nicht. Früher war es einfacher, wo man dann die Freundschaftskette weggeworfen hat 😉 vielleicht ist das Beste und Fairste wirklich Ansprechen und sagen, dass man sich entfernen wird. Danke für deinen Beitrag, find es wichtig darüber zu reden. LG Luisa von http://zungenspitzengefuehl.com

    1. Kuchenerbse

      Liebe Luisa,
      vielen Dank für deine Worte. Ja, manchmal vermisse ich die Freundschaftsketten auch, das war wirklich einfacher. Ich sage den Leuten was ich davon halte und gehe auf Abstand – meist machen das die Leute dann auch von allein. Andere können meine Meinung wiederum nicht tolerieren, und beenden von sich aus die Freundschaft – okay. Ich finde es auch nicht gut, Dienstleister wie Dreck zu behandeln. Auch ich habe solche Jobs neben meiner Ausbildung gemacht, war kellnern, putzen und kassieren. Wer glaubt, über den Menschen zu stehen, die solche Berufe ausüben, ist die Art von Mensch, auf die ich auch verzichten kann. Das ist so peinlich – für diese Art von Leuten. Danke für deine ehrlichen Worte, ich freue mich über deinen Zuspruch. LG Victoria

  4. Hi,
    interessanter Beitrag.
    Wenn Freunde zum Mund-Nasen-Schutz nur noch Maulkorb sagen, und mit ihrem Leichtsinn meinen andere gefährden zu müssen, dann hört es für mich auf. Man kann unterschiedliche Meinungen haben, doch wer nur noch zum Fremdschämen rumpöbelt oder meint einem ein schlechtes Gewissen einreden zu wollen, weil man Abstand halten oder aktuell eben nicht Hände schütteln und auf Umarmungskurs gehen möchte, eben weil ich beruflich für Hochrisikopatienten (Senioren mit geschwächtem Immunsystem und Multimorbidität) verantwortlich bin, da hört es einfach auf.
    Leute, die andere mit ihrer Leichtsinnigkeit gefährden sind für mich keine Freunde.
    Dasselbe gilt für Antisemitismus. Und sonstige derartige Einstellungen.
    Freunde sucht man sich aus. Und Menschen, die einen negativen Einfluss ausüben, haben in meinem Umfeld nichts verloren.
    Ganz einfach.

    1. Kuchenerbse

      Liebe Cordula, danke für deinen wunderbaren Beitrag – das sehe ich genauso. Jeder Maskenverweigerer gefährdet mein Leben. Und das anderer. Das kann man nicht wegdiskutieren. Dasselbe mit Rassismus etc. Klar, wenn jemand meint, Masken bringen nichts, sich aber an die Regelung hält, dann sehe ich das etwas entspannter (solange eine Gesprächsebene stattfindet). Aber diese Extremen, die muss man nicht akzeptieren finde ich. Danke für deine Worte. LG

  5. Julie

    Ich kann das so gut nachvollziehen. Hier habe ich leider nicht im Ansatz so viel Geduld wie du und dadurch meinen Freundeskreis stark reduziert. Auch, weil ich die Energie nicht aufbringen will und kann, diese Menschen mit belegten Fakten zu überschütten.
    Aber es tut gut zu lesen, dass es dir da ähnlich geht und du dich ganz klar distanzierst!

    1. Kuchenerbse

      Hallo Julie, danke für deinen Kommentar. Es kommt natürlich ganz auf die Dosis an. Einige wollen nicht diskutieren, die stecken tief drin. Andere motzen rum, dass die Maske nichts bringt, halten sich aber trotzdem dran. Das bedarf genauen Abwägens. Fakt ist, meine Freundesliste auf Facebook ist dünner. Im realen Leben sind einige Kontakte reduziert. Und manchmal lohnt es sich auch nicht, Freundschaften zu erhalten (aus verschiedensten Gründen). Aber was belastet, kann weg, oder? 🙂 LG

  6. Uli

    Fakten sind für Schwurbler Verschwörungstheorien ?. Ich kenne das sogar aus der eigenen Familie. Ich bin leider wegen einer Beziehung umgezogen, weit ab der Heimat und den echten Freunden ?. Sucht man sich im Wohnort Freunde, stößt man auf Horizonte zwischen Wand und Tapete. Ich bin sehr schnell darin, toxische Kontakte zu beenden. Grüße aus Thüringen von einer Nordbrandenburgerin ?

    1. Kuchenerbse

      Moin, danke für den netten Beitrag. Ich hoffe sehr, du findest auch Freunde mit ähnlich guten Ansichten und nicht nur Tapetenkleister 😀 LG

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