Es reicht. Dieser kurze und prägnante Buchtitel vereint ja bereits alles, was frau, bzw. Gemma Hartley, fordert: Die Organisation des gemeinsamen Lebens solle eben auch Männersache sein.
Bevor ich zum Kern der Sache komme, möchte ich vorab einwerfen, dass ich wohl im Lostopf den Hauptgewinn hatte: Der Mann macht. Ob Wäsche, Essen oder Bastelei für den Kindergarten; er bringt sich trotz Vollzeitjob ein, so gut es eben geht. Ein wenig Zeit zum Schlafen braucht er eben auch noch, der Fleißige. Und: Ich muss ihn nicht bitten. Er macht das von alleine. Etwas, was offenbar gar nicht so selbstverständlich ist:
Im Buch “Es reicht.” bezieht sich die Autorin vor allem auf Eines: Die emotionale Arbeit (Gefühlsarbeit). Die Organisation hinter den Kulissen. Die “Haushaltsmanagerin”. Ob Kisten, die im Weg stehen, die anstehende Reinigung der Badezimmer, Terminplanung, Dresscode oder Essensplan: Es bleibt alles an der Autorin hängen. Sie übernimmt nicht nur die Aufgaben für ihre Kinder, sondern auch für den Mann: Wo liegt der Schlüssel? Welches Geburtstagsgeschenk benötigen wir für den Kindergeburtstag? Sind alle Hausaufgaben fertig? Wo ist der Lieblingspulli? Wer mäht den Rasen? Sie kümmert sich, sie weiß alles, sie plant alles.
Aus (falscher) Rücksicht und um des lieben Friedens Willen hat Gemma Hartley ihre Gefühle unterbunden, den Tonfall angepasst, um nicht wieder in Konflikte zu geraten. Dieses Hamsterrad führt letztlich zu Überforderung, zum ausgebrannt sein.
Die Lösung liegt nicht darin, um Hilfe zu bitten. Die Autorin wünscht sich, dass ihr Partner die Initiative ergreift, sie ihn nicht um offensichtliche Aufgaben bitten muss. Verdeutlicht wird das bei einem ganz einfachen Thema: (…)”Den Müll wegzubringen ist toll, aber eigentlich geht es darum, die gesamte Verantwortung dafür zu übernehmen und auch zu merken, wann er geleert werden muss.”
Kernpunkt des Buches ist diese sogenannte Gefühlsarbeit. Gemma beschreibt nicht nur, was eigentlich alles verkehrt läuft, sie versucht auch, einen Ausweg aus dem Dilemma aufzuzeigen: Dazu spürt sie erst einmal in der Vergangenheit (warum ist das eigentlich Frauensache?) und sucht nach Lösungen (ein Bewusstsein für Gefühlsarbeit schaffen und den eigenen Wert erkennen). Schlussendlich geht es um das Gleichgewicht, die Ausgewogenheit, wie beide Partner gut und gleichberechtigt zusammen leben.
Das Buch spricht bestimmt vielen Frauen aus der Seele, ich kenne genug im Freundes- und Bekanntenkreis, bei denen die Gefühlsarbeit ein wiederkehrendes Thema ist. Was mich ein wenig stört, ist diese Pauschalisierung, beispielsweise das Männer im Haushalt mit der Zeit nachlässiger werden. Das mag sicher für viele gelten, aber dennoch nicht für alle. Es reicht. ist ein Buch für Frauen, die sich aus ihrer Unzufriedenheit befreien und etwas ändern möchten.
Es mag auch durchaus ein Denkanstoß für die Partner sein, wenn dieses Buch mittig auf dem Wohnzimmertisch platziert wird. Zumindest als Gesprächseinstieg; mein Mann bekam direkt große Augen, wobei er sich da nun wirklich nichts vorzuwerfen hat.
Eines möchte ich noch anmerken: Gleichberechtigt heißt nicht unbedingt, dass alle Aufgaben 50:50 geteilt werden müssen. Das ist manchmal nicht möglich. Aber überlegt einmal: Im Ernstfall, weiß euer Partner Bescheid, wo er was findet, weiß was zu tun ist? Besprecht das doch einmal zuhause miteinander. Ein Gespräch ist immer die erste Annäherung und gibt auch der Beziehung frischen Wind.
Wie läuft es bei euch zu Hause? Wer ist Hauptträger der “Gefühlsarbeit”?
Cheers, Victoria