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Alltagshelden: Der selbstständige Teilzeit-Papa

Unser heutiger Alltagsheld ist Matthias, 40 Jahre, aus dem Augsburger Raum. Matthias war so tapfer und hat sich meinen Fragen zu seiner Situation als sogenannter “Teilzeit-Papa” gestellt und sehr ehrlich geantwortet. Wie es mit der Vereinbarung von Selbstständigkeit und Papasein klappt, was ein “Party-Papa” ist – das erfahrt ihr heute hier:

Teilzeitpapa

Kuchenerbse: Matthias, du bist teilzeit-erziehender Vater einer Tochter und zugleich selbstständig tätig – lässt sich das überhaupt vereinbaren?

Das Ganze lässt sich nur vereinbaren, wenn beide Elternparteien hier gut funktionieren. Aber das ist ein Lernprozess, der sicherlich nicht kurz nach einer Trennung klappt.

Dem Kind zuliebe sollten sich beide Elternteile darum bemühen, die Situation dem Kind auch so angenehm wie möglich zu gestalten.

"Manchmal sehe ich mein Kind über mehrere Wochenenden hinweg nicht."

Die Selbstständigkeit hat hier Vor- und Nachteile. Ich kann mir zu Zeiten frei nehmen, die für einen Arbeitnehmer undenkbar wären, oder eben bei Krankheit auch mal zuhause bleiben, ohne den Chef zu fragen. Allerdings gibt es eben auch unweigerlich Momente, in denen man darauf verzichten muss sein Kind zu sehen, weil man eben gar nicht wegkommt. In Bezug auf die wertvollen Wochenenden kann sich das auch mal über Wochen hinziehen. Das ist dann bitter und deshalb habe ich einen festen Tag in der Woche, an dem mein Kind immer bei mir ist und den ich mir immer freihalte. So gibt es für beide einen Fixpunkt. Das hilft sehr.

Kuchenerbse: Wie lange bist du schon Teilzeit-Papa? Zu welcher Zeit hattest du mit großen Hürden zu kämpfen?

Inzwischen sind wir seit fast 9 Jahren getrennt. Die größten Hürden waren sicherlich in der Anfangszeit. Man(n) verliert ja nicht nur seinen Partner, sondern auch (und das fühlt sich viel schlimmer an) sein Kind. Natürlich nicht komplett, aber es macht schon einen Unterschied, ob man sein Kind kontinuierlich sieht, oder eben nur ab und an.

"Automatisch wirst du erst einmal zum Partypapa"

Man wird automatisch in die Rolle des „Partypapa“ gestoßen. Das Kind kommt und man bespasst es automatisch mehr, als wenn man es jeden Tag sehen würde – da man ja die Zeit nutzen will. Ich rate, nicht übertreiben, das tut keinem gut. Es sollte so viel Normalität wie möglich herrschen.

Kuchenerbse: Was ist die größte Schwierigkeit der Vereinbarkeit von Beruf und Vatersein?

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Die größte Schwierigkeit liegt sicherlich in der MAXIMALEN Vereinbarkeit der beiden Aufgaben. Man muss und will ja allem zu 100 % gerecht werden. Im Beruf muss man 100 % bringen, da weniger oder schlecht arbeiten bei Selbstständigkeit sich sofort am Kontostand bemerkbar macht.

"Maximale Vereinbarkeit: Überall musst du 100 % geben"

Und das Kind hat natürlich auch die volle Aufmerksamkeit verdient. Ich habe hier den Vorteil, dass – aufgrund meines Berufes – mein Kind oft auch mal mitkommen kann, ohne sich zu langweilen.

Kuchenerbse: Wünscht sich deine Tochter manchmal einen anderen Tages- oder Wochenablauf?

Ich glaube, sie ist sehr zufrieden, weil ich mir immer versuche so viel Zeit wie möglich zu nehmen und diese auch wertvoll nutze. Vielleicht ist es ihr so auch lieber, als eine sture fixe Regelung, die sich nur auf alle zwei Wochenenden bezieht. Ab und an sehen wir uns auch, obwohl es nicht geplant war, an einem Tag in der Woche oder einem Wochenende.

"Die größte Herausforderung: Dass das Kind zwei gleichwertige Zuhause hat"

Kuchenerbse: Würdest du heute etwas anders machen?

Das ist schwer zu sagen. Ich denke, wenn ich etwas anders machen würde, dann hätte ich es getan. Ich habe von Anfang an immer das Maximum gegeben, die Situation so gut wie möglich für mein Kind zu lösen.

Kuchenerbse: Was ist für dich die größte Herausforderung als Vater?

Das ist definitiv das Gefühl zu vermitteln, dass das Kind nicht nur Gast ist, sondern einfach zwei gleichwertige Zuhause hat. Das war mir von Anfang an wichtig. Ich wollte nie, dass mein Kind mit dem Köfferchen voller Klamotten kommt, auf der Couch schläft und Sonntag wieder mit Köfferchen abgeholt wird. Die Mehrzeit und natürlich auch das Finanzielle habe ich dafür immer gerne in Kauf genommen. Die nächste größere Herausforderung wird die Pubertät mit sich bringen – das wird noch spannend..

Kuchenerbse: Welche Tipps gibst du anderen Vätern mit?

Seid echt und gebt alles.

Kuchenerbse: Lieber Matthias, vielen Dank für deine offenen ehrlichen Worte. 


Die Bilder wurden freundlicherweise vom Interviewpartner zur Verfügung gestellt. Jegliche Verbreitung oder Vervielfältigung ist urheberrechtlich verboten.


Wer sich mit Matthias austauschen möchte oder in einer ähnlichen Situation ist, schreibt mir einfach eine kurze Mail.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Ich habe damals meine Selbständigkeit an den Nagel gehängt und bin wieder einem “Arbeitnehmerleben” nachgegangen um die “Regelmäßigkeit” der Kinderzeit zu gewährleisten. Kind1 war damals drei und mir war es über alle Maßen wichtig, meine geregelte Zeit mit ihm zu haben. Ich kenne den Spagat den Matthias geht und ziehe den Hut, dass er es so meistert!

    Schöner Beitrag
    Gruß Heiko

    1. Kuchenerbse

      Hallo Heiko,
      Danke für dein Feedback 🙂 Wichtig ist ja letztendlich, dass jeder die für sich gute Lösung findet.
      Danke für deine Worte,
      Victoria

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