Liebe Prenzlauer, entspannt euch: Wir sind wenn nur auf der Durchreise.
Ein lehrreicher Tag geht zu Ende, ich habe gelernt, dass ein fieser Infekt im Schnitt 17 Tage dauern kann. Wenn das Baby weckt, noch länger.
Gute Ärzte erklären einfach gerne. Finde ich super. Auch dass ich mit Kind nicht in den Warteraum muss sondern gleich in das Behandlungszimmer geschickt werde. Sogar das Kind hatte etwas vom Arztbesuch: Es kennt jetzt vollautomatische Mülleimer. Die sind so sensibel, die öffnen sich schon beim Vorbeilaufen. Zur Freude des Kindes.
Wenn schon unterwegs, dann gleich einkaufen. Heute zusätzlich ein paar Gläschen für das Kind, das ja mittlerweile bei uns mitisst.
Mit mir im Supermarkt: hundertdrölf andere Muttis mit Kind. Als Nicht-Mutter nie wirklich wahrgenommen, beobachte ich mittlerweile sehr genau; Umgang, Kleidung, Figur, Kind, Einkäufe. Alles wird abgescannt, ob ich will oder nicht. Mein Unterbewusstsein schreit geradezu: “Vergleich Dich!” – und mein Verstand antwortet: “Blödsinn!”
Während ich die Ware auf dem Kassenband stapele, setzt Mutti xy ihren Sohn wieder in den Buggy und legt ihre Einkäufe aufs Band: Nudeln, Schinken, Gemüse – sie kocht wohl heute selbst. Das Kind dürfte ähnlich alt wie mein Sohn sein. Dafür hat sie schon ihre Idealfigur wieder (“Halt” interveniert da das Hirn, doch der Automatismus spult weiter). Die Kleidung schick und passend zur Temperatur.
Sie blickt nur kurz auf und scannt mich. Was sieht sie? Ein gerupftes Huhn (Kämmen fiel aus, Notbehelf Naturlocke und Haarspray) in Sporthose und knallpinken Knitterblazer mit Brezelflecken. Schniefnase, ungeschminkt und schweissgebadet. Wuchtet Einkäufe aufs Band. Sieht krank aus. Hoffentlich nicht ansteckend (haha). Kocht nicht selber, kauft Gläschen. Und Smoothies. Und Fertiggerichte. Hält wohl nichts vom Selbermachen.
DOOOCH! Möchte ich rufen. Ich koche normalerweise und das auch noch in gesund. Aber das weißt du nicht, denn auf dem Kassenband liegen nur Fertigprodukte. WEIL ICH KRANK BIN! Ich sehe sonst auch nicht so aus, ehrlich! Na gut, morgens um sechs vielleicht schon.
Meine unnötigen inneren Monologe in der Kassenschlange. Immer.
Dafür gibt es heute Gemüsemaultaschen. Fertige. In zehn Minuten zubereitet. Ohne Aufwand, ohne Anstrengung. Die Kraft spare ich mir heute lieber für meinen Sohn auf. Danke, schwäbisches Leibgericht!