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Der tut nix – warum Hunde Kinder manchmal beissen und was ihr dagegen tun könnt

Kinder und Hunde – ein Dreamteam. Immer? Nein, nicht immer. Probleme mit Kindern und Hunden entstehen schneller als gedacht. Hunde müssen erst lernen, mit Kindern umzugehen (und umgekehrt). Warum einige Hunde aggressiv auf Kinder reagieren erfahrt ihr unten im Text.

Als mein Sohn ca. eineinhalb Jahre alt war, gingen wir durch den Park zum Spielplatz. Auf dem Weg dorthin rannte uns ein kniehoher Mischling entgegen, bellend, unangeleint. Im Park herrscht Leinenpflicht. Die Hundebesitzerin palaverte mit einem Bekannten, ignorierte ihre Kinder auf dem Spielplatz und auch ihren Hund. Der Hund kam zielstrebig auf meinen Sohn zu, bellend, Ohren aufgestellt, offensichtlich sehr erregt, fast schon aggressiv. Ich habe schnell reagiert und den Hund in die Schranken gewiesen, verbal, mit deutlicher Körpersprache.

Da brüllte die Frau „Der tut nix“. Ja, jetzt nicht mehr. Die Dame hat sich furchtbar darüber aufgeregt, dass ich den Hund in die Schranken gewiesen habe. Liebe Leserinnen und Leser, glaubt der Aussage „der tut nix“ einfach nicht. Nicht, wenn ein Hund offenkundig erregt auf euer Kind zustürmt. Oft haben die Hundehalter nämlich gar keine Ahnung, was ihr Hund ihnen gerade sagen will. Geht einfach auf Nummer sicher. Und: Natürlich gibt es genug Hundehalter, die sich auskennen. Aber das wisst ihr vorher einfach nicht.

Was geht in einem Hund vor, wenn er auf ein Kind trifft?

Hunde können Kinder ganz schlecht einschätzen. Da wackeln Arme und Beine unkoordiniert, die Kleinen kreischen laut oder fuchteln auf einmal umher. Eine potenzielle Gefahr für das Tier also. Einige Tiere haben schon schlechte Erfahrungen gemacht mit Kindern und reagieren von Haus aus aggressiv auf die Kleinen.

Duisburg, 16.9.2019: Zweijähriger Junge wird von großem angeleinten Hund ins Gesicht gebissen. Aus bisher ungeklärter Ursache. Warum passiert so etwas immer wieder?

Hunde reagieren auf Kleinigkeiten, Blicke, Gesten: Kinder befinden sich auf Augenhöhe der Hunde, im Gegensatz zu uns. Bestimmte Mimiken wie Lachen oder das Gesicht verziehen können Aggression beim Tier auslösen. Hunde können sich schnell bedroht fühlen, die Situation mit Kind nicht richtig einschätzen. Dann kann die Lage eskalieren, der Hund beißt das Kind. Und wir Erwachsenen bekommen das nicht einmal mit, was sich zwischen Kind und Tier abspielt.

Ob das beim obigen Fall der Grund war, kann ich natürlich nicht sagen – der Tierhalter wird noch gesucht, der hat sich feige vom Acker gemacht. Da liegen wohl noch andere Probleme zu Grunde.

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Unser Dicker lässt sich vom Kind nicht beirren.

Dann gibt es noch Hunde, die so schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen bzw. Kindern gemacht haben, dass sie vorbeugend – aus Angst – schnappen oder beißen. Sie haben gelernt, dass sie mit dieser Reaktion in Ruhe gelassen werden. Bei unerwünschtem Verhalten können Hundetrainer helfen, dieses wieder abzutrainieren. Sofern der Hundehalter dies auch erkennt und gewillt ist, etwas zu ändern.

Fremde Hunde – das müsst ihr wissen

I Generell sollte euer Kind immer Abstand zu fremden Hunden halten. Liegt ein Hund angeleint im Restaurant, achtet bitte darauf, dass euer Kind nicht zu nah am Hund vorbei geht. Schnappt der Hund erstmal zu, ist es schon zu spät.

II Fremde Hunde dürfen eure Kinder nicht einfach streicheln. Fragt den Hundehalter vorher. Bringt den Kindern auch bei, wie sie sich Hunden richtig nähern und sie richtig streicheln (lest HIER mehr dazu).

III Nähern sich fremde Hunde (schnell, bellend oder erregt oder auch vermeintlich friedlich) eurem Kind, geht ihr dazwischen. Der Hund bestimmt nicht, ob er das Kind erkunden kann, sondern ihr. Eigentlich der Hundehalter, aber der scheint die Sache nicht im Griff zu haben, sonst würde der Hund nicht vor eurem Kinderwagen stehen.

Wichtig: Wartet nicht ab, ob der Hund etwas tut, das kann mitunter ganz schnell gehen. Schiebt den aufdringlichen Hund einfach mit dem Bein weg (nicht treten), indem ihr dazwischen geht. 

IV Ihr seid zu Besuch bei Freunden mit Hund. Der Hund liegt im Körbchen und schläft. Achtet darauf, dass euer Kind die Ruhezone des Hundes respektiert. Kein Streicheln, kein Spiel, wenn der Hund im Körbchen liegt. Auch der Hund hat das Recht auf Ruhe.

V Hunde sind kein Spielzeug. Erklärt das eurem Kind (immer und immer wieder). Tiere allgemein nicht. Tiere sind mit Respekt zu behandeln. Am Schwanz oder Ohr ziehen ist ein No-go.

Ein Hund kann der beste Freund eures Kindes sein. Aber dazu brauchen Kinder wie Hunde Regeln für einen entspannten Umgang. Und fremde Hunde kennt ihr nicht, da ist Vorsorge und Vorsicht besser. Denn leider können auch viele Hundehalter ihre Hunde nicht richtig einschätzen. Oder die Hunde haben ein Verhaltensproblem, an dem die Besitzer nicht arbeiten. 

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Unsere zwei „Großen“.

Mit dem Beitrag möchte ich euch keine Angst machen, sondern euren Blick für die Alltagssituationen mit Hund schärfen. Hunde brauchen Führung, einen sicheren Rudelführer. Fehlt der, nehmen sie das Zepter in die Hand, sind häufig überfordert oder haben Angst: In dieser Situation kommt es oft zu Zwischenfällen. Ist der Hund klein, ist vermeintlich alles halb so wild. Aber ist der Hund groß, ist auch der Schaden groß. Geht daher achtsam und respektvoll mit den (fremden) Tieren um und erklärt euren Kindern, warum es diese Regeln gibt. Sie dienen der Sicherheit von Mensch und Tier.

Auch der eigene Hund muss eure Kinder tolerieren. Gibt es Probleme, muss der Hund häufig weg. Damit das nicht so weit kommt, gibts bald ein Interview zum Thema.

Wichtig: Hunde bleiben immer noch Tiere. Auch wenn einige Menschen sie verklären, es sind Tiere mit Bedürfnissen: Nach Struktur, nach Führung, nach Sicherheit.

Habt ihr Fragen zum Thema KINDER & TIERE? Ich freue mich auf eure Zuschriften,

Cheers, Victoria

Das möchte ich noch zum Thema Familienhund erwähnen – Prävention und Unfallverhütung

Eltern in der Verantwortung

Kleine Kinder und Hunde nicht alleine lassen

Lass dein Kind nicht mit dem Hund alleine – das ist das oberste Gebot für Eltern von (kleinen) Kindern.

Egal, wie freundlich gesinnt der Hund ist, es kann durch Missverständnisse schnell zu Unfällen kommen. Ist das Kind erst gebissen worden, ist es zu spät. Einen Familienhund zu halten, bedeutet eben auch Verantwortung zu tragen. Und bei kleinen Kindern bedeutet das auch, immer anwesend zu sein, wenn Kind und Hund miteinander leben.

Interesse lässt nach

„Das Kind wollte das Tier, wir aber nicht, nun muss er/ sie sich darum kümmern.“ Das ist zwar inhaltlich richtig, dennoch tragen Eltern als Erwachsene die volle Verantwortung.
Das heißt, lässt das Interesse am Tier nach, versorgen es die Eltern. Das Tier einfach wegzugeben, weil sich der Junior nicht mehr kümmert, ist nicht der richtige Weg.
Bei dieser Einstellung sollte erst gar kein Hund einziehen dürfen. Ein Hund ist kein Objekt, dass man bei Bedarf wieder weitergibt wie ein altes Fahrrad.

Macht euch das bitte bewusst: Ein Hund erfordert nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Verantwortung.

Elternwissen: Unfallverhütung – Kinder & Hunde

Kinder sind kleine Menschen. Durch ihre Größe sind sie auf Augenhöhe vieler Hunde. Aber eines unterscheidet sie von uns Erwachsenen: Kinder sind unberechenbar.
Hunde können daher schlecht einschätzen, wie sie mit diesen „Menschen in kurz“ umgehen sollen. Vor allem Hunde, die keine Erfahrung mit Kindern haben, reagieren eher ängstlich oder aggressiv.
Dadurch kann es auch zu Beißunfällen kommen. Kinder müssen daher unbedingt lernen, fremde Hunde nicht einfach anzufassen.
Manchmal laden andere Hundebesitzer die Kinder ein, ihren Hund zu streicheln. Weicht der Hund zurück, zieht er die Lefzen hoch, klemmt den Schwanz ein oder duckt sich weg, seht bitte davon ab.

Autsch – diese Hunderassen beißen häufig bei uns zu

Die Hunde, die häufig in Beiß-Statistiken auftauchen, sind auch zeitgleich die, die in Deutschland am häufigsten vertreten sind. Dazu gehören neben Schäferhund auch Rottweiler, Dobermänner, große Hundemixe, Dackel, Schnauzer oder der Spitz.
Laut der Studie der Kinderchirurgie der Universität Graz liegen der Schäferhund und der Dobermann klar in Führung: Sie verursachen laut der Studie rund 40 Prozent der Unfälle. Hunde mit einer Schulterhöhe höher als 44 Zentimeter hatten die größte „Beißwahrscheinlichkeit“ und verantworten ca. 58 Prozent der Hundebisse.
Hunde erst ab Schulalter
Dr. Schalamon leitete die Studie und untersuchte zusammen mit seinem Team 5873 Hundebiss-Unfälle. 85% der untersuchten Kinder erlitten tiefe Wunden, 26 % wurden operiert und 27 % wurden stationär aufgenommen.
Seine Untersuchung kam zu folgendem Ergebnis:
Ein Hund sollte möglichst erst mit Beginn des Schulalters der Kinder in eine Familie einziehen. Die Wahrscheinlichkeit von einem Hund gebissen zu werden, verringert sich mit der Anzahl der Lebensjahre (mit sechs ist die Wahrscheinlichkeit nur halb so hoch wie mit eins).
Von den Forschern empfohlen wurden folgende Rassen als Familienhunde: Mischlinge, Labrador, Retriever oder Spaniels. Übrigens waren es selten die eigenen Hunde, die lt. Der Studie zubissen; meist waren es Hunde der Nachbarn, Freunde oder Verwandten.

Natürlich kann man das nie pauschal sagen. Es gibt wunderbare kinderfreundliche Schäferhunde, die schon mit ganz kleinen Kindern zurechtkommen. Letztlich trägt der Hundehalter ebenso die Verantwortung wie das Elternteil (oder beim eigenen Hund kommt eben beides zusammen).

Hunde, die eine gesunde und soziale Erziehung erhalten, je nach Rasse ausgelastet werden und mit denen klar kommuniziert wird, werden auch selten auffällig und beißen normalerweise nicht zu. Beim eigenen Hund ist das ein richtiges Stück Arbeit. Bei Hunden, die nicht im gleichen Haushalt leben, sollten Eltern immer Vorsicht walten lassen.

Service: Die richtige Hundeschule finden

Eine gute Hundeschule ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch der Sozialkontakte für Mensch und Tier. Mittlerweile gibt es Hundeschulen für alle Gelegenheiten, 1001 Hundetrainer oder Hundecoaches bieten ihre Tätigkeiten online und vor Ort an.

Zu allererst überlegt euch, für welchen Zweck ihr die Hundeschule braucht: Nicht jede Hundeschule bietet Welpentreffen an, der Mops ist beim sportlichen Schäferhundeverein mit angrenzender Hundeschule vielleicht überfordert. Prüft dann das Angebot der Hundeschulen in eurer Umgebung, ob das im Einklang mit euren Erwartungen ist. Wenn ja, vereinbart ein erstes Gespräch zum Kennenlernen. Fühlt ihr euch nicht wohl, schaut an einem anderen Tag noch einmal vorbei oder guckt nach einer anderen Möglichkeit.

Meine Tipps helfen euch, eine gute Hundeschule zu finden, die zu euch passt.

Was brauche ich?

  • Sozialkontakte für Welpen
  • Erlernen des Hunde-ABCs
  • Sozialkontakte für Mensch und Tier (gemeinsam Lernen macht Spaß)
  • Ein neues Hobby (z.B. Erlernen von Agility als Hobbysport)
  • Ein Ehrenamt (Hundeverein oder Rettungshundestaffel)
  • Motivation, Neues zu lernen
  • Schwierigkeiten in der Hund-Mensch-Beziehung beheben
  • Freizeitbeschäftigung für Kinder und Hunde
  • Auflösen von Problemverhalten oder Zwangshandlungen beim Hund

Bietet die Hundeschule, was ich brauche?

  • Welpentreff
  • Junghundekurse
  • Hunde-ABC
  • Sport und Spaß
  • Mantrailing
  • Hausbesuche
  • Problemhunde-Training
  • Ausbildung von Menschen mit Handicap
  • Barrierefreiheit
  • Dummytraining für Jagdhunde
  • Teamsport für Kinder oder Jugendliche mit Hund
  • Weiterbildung des Hundehalters zum Trainer
  • „Hunde-Führerschein“
  • Gemeinsame Aktivitäten mit anderen Hundehaltern
  • Vereinsleben

Das macht eine gute Hundeschule aus

  • Referenzen: Ausgebildete Trainer mit Lizenz („Coach“ ist kein geschützter Begriff)
  • Hygiene: Gepflegte Anlage
  • Sachverstand: Regeln für die Treffen (Stichwort: Aufeinandertreffen fremder Hunde)
  • Seriosität: Vereinbarungen in Schriftform
  • Abwechslung: Training außerhalb des Trainingsgeländes
  • Respekt: Freundlicher Umgangston
  • Offiziell: Arbeitsgenehmigung des Veterinäramtes
  • Modern: Veraltete Trainingsmethoden mit Elektroschock oder Stachelhalsband stehen nicht auf dem Plan, dafür nonverbale Kommunikation und seriöse Erziehungsansätze
  • Lernen: Theorieunterricht gehört zum Praxisinhalt
  • Anfang: Reinschnuppern oder Beratungsgespräche vor Anmeldung gehören zum guten Ton

Einige Hundeschule trainieren auch Kinder und Hunde (sofern das vom Gespann möglich ist). Davon profitiert das Kind ungemein.

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