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Was tun, wenn man einem Wolf begegnet?

Wer hat Angst vorm bösen Wolf? Ihr erinnert euch sicher, in Märchen war der Wolf immer der Böse, sein Ruf hat ziemlich gelitten. Lange Zeit war der Wolf in Deutschland nicht mehr heimisch – jetzt leben bei uns wieder rund 128 Wolfsrudel, 25 Wolfspaare und einige Einzelwölfe. Die Chance, auf Wölfe in Deutschland zu treffen, steigt: Was tun im Falle eines Falles?

Mit der Verbreitung des Wolfes stellt sich immer wieder die Frage, was bei einer Begegnung mit dem wilden Zeitgenossen zu tun ist. Ich weiß noch genau, als ich mit den beiden Kleinen bei uns in den Westlichen Wäldern wandern war – fernab von Mensch und Wohnstatt. Irgendwann checkte ich mein Handy und bekam die Meldung angezeigt, dass in der Region ein Wolf überfahren wurde. Zügig – mit ungutem Gefühl im Bauch – ging es zurück zum Auto.

Ich weiß, dass Wölfe eher scheue Tiere sind. Ich weiß, dass es fast ein Glück ist, diese Wildtiere zu sehen. Dass sie mehr Angst vor uns haben und Menschen meiden. Dass Menschen nicht unbedingt ihre Beute sind, nur im allergrößten Notfall (wie 2017 in Griechenland passiert). Wobei die Experten sich auch nicht erklären können, warum die Wölfe die Frau in Griechenland angegriffen haben. Das sind dann so Dinge, die mir durch den Kopf geistern. Im Wald, mit zwei Kleinkindern. Jippi. Meine lebhafte Fantasie ist ja auch oft eher ein Alptraum. Ich verdamme noch heute die Märchen von Grimm und Co. Für Kinder waren die nämlich nie gedacht. Die Gebrüder Grimm schrieben die Geschichten für ERWACHSENE! Das als Randnotiz.

Nun also der Wolf in den Wäldern und auf Truppenübungsplätzen der Republik. 

Ich bin da gemischt dabei: Einerseits schön, dass wilde Tiere wieder ihren Platz finden. Andererseits ist das Land zu dicht besiedelt, Weidetiere zählen zur beliebten Beute: All you can eat für den Wolf. Landwirte und Schäfer werden meist von Regierung im Stich gelassen, erhalten ungenügende Hilfen und Ausgleichszahlungen. Wer schreit, Herdenschutzhunde sollens richten, kennt sich meist nur ungenügend mit der Thematik aus: Die Ausbildung kostet Geld und Zeit, die verschlingen ordentlich Futter und Spaziergänger fühlen sich häufig durch ihr warnendes Gebell bedroht. Außerdem braucht man gleich mehrere von der Sorte. Und im Wald mit Kindern hilft mir auch kein Rudel Herdenschutzhunde, weil, ich hab halt keins dabei.

Was also tun, wenn wir einem Wolf begegnen – womöglich mit Hund oder kleinen Kindern?

Achtung, Wolf in Sichtweite: Stehenbleiben, Ruhe bewahren und dem Wolf zugewandt bleiben. Zugewandt heißt, nicht den Rücken zudrehen. Möglichst vermeiden, in die Augen zu blicken und an ihm vorbeisehen. Niemals umdrehen und gehen.

Geht der Wolf nicht weg, groß machen und laut rufen oder klatschen. In Wolfsgebieten empfiehlt die Naturforscherin Elli Radinger ein Handtaschenalarmgerät, das auf Knopfdruck schrille Töne von sich gibt. Gegenstände werfen könnte übrigens neugierige Jungtiere erst recht anlocken.

Wölfe sind scheue Tiere. Trotzdem sind manche Wölfe vielleicht sehr neugierig – in einigen Gegenden werden sie sogar von “Tierfreunden” mit Hundefutter angefüttert (da könnte ich ausflippen, wenn ich so etwas höre!). Kommt ein Wolf auf einen zu, neugierig, um zu schnuppern, stillhalten und ignorieren (haha, ich weiß, das ist leicht gesagt).

Sollte der Wolf beginnen zu drohen (Knurren, Lefzen hochziehen etc.), nicht zögern und heftig mit tiefer Stimme anbrüllen, dass er einen Schreck kriegt. Wölfe sind scheu. Also theoretisch.

Kinder & Wölfe – Vorsicht walten lassen!

Wichtig zu wissen ist, dass Wölfe genau wie Hunde Jagdverhalten zeigen: Bewegt man sich folglich schnell (Radfahren, Rennen), wird eventuell “Beutetierverhalten” ausgelöst. Das ist gerade auch wichtig in Bezug auf Kinder: Sie sind klein, machen unkoordinierte Bewegungen, bewegen sich schnell und fallen häufig: Das kann als Angriffssignal für den Wolf gelten. Kinder in Wolfsgebieten daher nie alleine lassen und einen ankommenden Wolf sofort verscheuchen.

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Achtung: Solltet ihr die Kinder vom Boden hochreißen, könnte der Wolf (wie auch Hunde) denken, dass das ein Beutetier ist. Bleibt ruhig in euren Bewegungen und nehmt die Kinder an die Hand und bringt sie hinter euren Körper. Das ist das gleiche Prinzip wie bei Hunden.

Bei Topagrar gibt es einen Beitrag zum Thema, ob Kinder alleine im Wald spielen sollten. Das ist ein Auszug aus dem Beitrag: 

(…)”Der dänische Wolfsforscher Peter Sunde (Universität Aarhus) warnt im Rahmen eines aktuellen Forschungsprojektes vor den Gefahren des Wolfes für im Wald spielende Kinder sowie laufende Jogger mit Kopfhörer – top agrar online berichtete. Das nahm die FDP-Bundestagsfraktion zum Anlass, bei der Bundesregierung nachzufragen:

  • Sieht die Bundesregierung in der steigenden Population des Wolfes Gefahren für im Wald spielende Kinder, für Jogger sowie für Hundebesitzer? 
  • Teilt die Bundesregierung die Auffassung des dänischen Projekts „Ulvedialog“, dass Kinder nicht alleine im Wald spielen sollten? (…)

(…) Nun liegt die Antwort vor. So erklärt die Bundesregierung, dass die Entscheidung, ob Kinder ohne Aufsicht im Wald spielen dürfen, allein den Erziehungsberechtigten obliegt. Sie verstehe die Meldung über das dänische Forschungsprojekt allerdings auch etwas anders. “Es wird danach empfohlen, kleine Kinder solange nicht allein in den Wald gehen zu lassen, bis sie zu möglichen Wolfsbegegnungen ausreichend informiert seien. Im Prinzip bewähre sich in einer solchen Gefahrensituation das gleiche Verhalten, das man auch bei einem freilaufenden Hund anwenden würde”, fasst die Bundesregierung ihre Lesart zusammen. (…)”

Hunde & Wolfsbegegnung – an die Leine

Habt ihr nebst Kindern auch noch einen Hund dabei, wird es erst richtig interessant: Bitte nehmt Hunde in Wolfsgebieten immer(!) an die Leine. Begegnet ihr einem Wolf, holt den Hund sofort zu euch “bei Fuß” und dicht an euch heran. Streunt der Hund ohne euch umher, wird der Wolf sein Revier verteidigen. Der Hund ist ein Eindringling.

Greift ein Wolf euch bzw. den Hund direkt an, leint den Hund bitte ab, damit er sich verteidigen kann. Die meisten Hunde werden bellen, um den vermeintlichen Angreifer Wolf zu verscheuchen. Das ist auch die Taktik, derer sich Herdenschutzhunde bedienen. Erst bellen, um zu Warnen und den potenziellen Angreifer zu verscheuchen.

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Ich gebe zu, ich möchte nur ungern mit kleinen Kindern auf ein Rudel Wölfe treffen. Auch wenn die Situation vermutlich schnell vorbei ist und die Wölfe weiterziehen, bin ich darauf nicht erpicht. Trotzdem werde ich in einer Zeit nach Corona mal einige Wildtierparks besuchen, um Wölfe zu sehen (und mein Märchen-Trauma aufzuarbeiten).

Generell sind Wölfe scheue Tiere, aber Meldungen wie die obige aus Griechenland und die Meldung, dass Wölfe Kinder auf ihren Ponys verfolgt hatten, lassen mich zumindest drüber nachdenken, wie man im Falle eines Falles mit der Situation umgeht.

Habt ihr Wölfe schon einmal in natura gesehen? Wusstet ihr, dass Grimms Märchen nur für Erwachsene geschrieben wurden?

Der Beitrag entstand mit Unterstützung von R. Swoboda, Hundetrainer aus Augsburg. Vielen Dank!

Bild: Pixabay

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