Passend zu unserem heutigen Ausflug zu “MeetnSpeak” in Augsburg – ein ganzer Tag rund um die Fotografie mit Vorträgen von vier tollen Fotografen – lest ihr heute einen alten Beitrag von “working on Sunshine”.
Working on Sunshine, mein erster Blog, behandelte Themen aus der Arbeitswelt auf humorvolle Art und Weise.
Bevor die Story losgeht, zitiere ich noch Martin Strauss: “Nehmt Kritik an und macht nicht eure Kollegen schlecht!”
Das lässt sich übrigens auch auf Mommywars übertragen.
Viel Spaß:
Heutzutage gilt es als schick, sein Profilfoto in den sozialen Netzwerken mit hübschen Shootingbildern zu schmücken. Und so horcht das Netzwerk auf, wenn ein (selbsternannter?) Profifotograf zu einem kostenlosen Shooting aufruft. Dabei springen meistens Gratis-Bilder heraus, und die Portfolio-Bilder werden auch entsprechend vom Fotografen genutzt. Einmal aufs Titelbild!
In diesem Fall sollte es ein Kalender werden. Hunde im Friesennerz*, ein schöner Titel. Und bitte mit Herrchen im ach so feschen 80er Style. Spannendes Thema, Gratis-Bilder vom Profi und kostenloser Kalender: Wunderbares Gesamtpaket. Ein imaginärer Jubelschrei hallte durch die soziale Plattform, zahlreiche Bewerber wurden rasch gefunden.
Mindestens zwei Kalender sollen es werden, besser noch drei, das Thema lässt sich ausschlachten. Der Profi hat das komplette Wochenende eingeplant. Jede Stunde ist durchtaktet. Die Teilnehmer werfen sich in Schale – schließlich möchte jeder auf das Titelbild.
Doch Ernüchterung folgt schnell. Wie bei jedem Shooting kann es zu Verzögerungen kommen, man arbeitet schließlich mit Tieren. Nach Shootingbeginn war jedem Teilnehmer klar, woher die Verzögerung rührte: Ein vermeintlicher Profifotograf auf dem Weg zum Vertriebstalent! Also, am (Vertriebs-)Talent müsste man noch arbeiten. Fährt doch nicht jeder auf das SuperDuperAllesErschlagende-Nahrungsergänzungsmittel für Tier und Mensch ab. Aber so günstig! Man selbst nähme es schließlich auch. Und hach, zwei für eins im Angebot. By the way, das Bild, das wäre ein tolles Titelbild. Zwinker.
Derweil wird auch der bestgelaunte Labrador mißmutig unter dem Friesennerz. Mit schlecht gelaunten Tier wird das Shooting fortgesetzt, der Profi knipst nur noch drauflos. Anweisungen an das Hobby-Model sind jetzt auch völlig überflüssig; die Natur wirds schon richten. Mißmutige Labradore sind auch eher was für den Dezember und nicht für den Titel. Hauptsache, Herrchen kauft das Superduperdingens-Zeug. Nimmt der Profi ja auch. Färbt vielleicht was ab. Talent zum Beispiel.
Nebenbei wird noch kräftig über die (erfolgreichen) bekannten Profis in der Branche hergezogen.
Das Modeltalent in spe ist mittlerweile völlig verunsichert, weil:
Ohne dieses Superdingenszeugs ist ein gesundes Überleben in der heutigen Zeit quasi unmöglich
der Vierbeiner sucht lieber Wühlmäuse
das Model selbst rennt hinter dem Hund her (“wunderbarer Hintergrund, bleib so!”)
und die Idole der Jugend: Mit wenigen Worten vom erzählenden Profi zerstört.
Ein unvergesslicher Tag.
Nun freut sich der Laiendarsteller auf bleibende Erinnerungen, auch wenn das Shooting anders als erwartet lief. Ein Schelm, wer nun Böses denkt. Zu Wucherpreisen werden Bilder angeboten, jenseits des üblichen (Profi-)Marktpreises. Selbst VIP – Fotografen liegen unter diesen Preisen. Und auf jedem Papierabzug das Logo**.
Aber den Kalender, den gibt es zumindest für die Bemühungen dazu? Weit gefehlt, doch gern kann man ihn käuflich erwerben. Den Link zum Kalendershop gibt es kostenlos. Mit positiver Bewertung des Produkts. Vom Profi höchstselbst.
*Beispiel-Titel
**Laut Gericht müssen Bilder bzw. deren Ursprung gekennzeichnet sein. Dies gilt allerdings nicht für eigene Papierabzüge für das eigene Fotoalbum. Siehe dazu Urheberrecht digitaler Fotos