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Auswandern in die Schweiz mit Grundschulkind – im Sommer geht’s los (Interview)

Meine Trauzeugin wandert aus – in die Schweiz, mit Familie und Kind im Grundschulalter. Diesen Sommer ist es soweit. Grund genug, ihr einige Fragen zu stellen.

Auswandern mit Kind stelle ich mir als große Herausforderung vor. Was es da zu beachten gibt! Aber ist das wirklich so komplex? Oder noch viel schwieriger? Etwas Gutes hat das Auswandern in die Schweiz ja auch für mich: Meine Freundin wohnt dann näher als jetzt in NRW. Und so sehen wir uns dann vielleicht auch öfter. Und weil sie in der Altenpflege in der Nachtschicht arbeitet, habe ich die Fragen einfach per WhatsApp gestellt – und just die Antwort erhalten. Also: Alles über das Auswandern in die Schweiz jetzt im fast-live-Interview!

Auswandern mit Kind und Kegel in die Schweiz

Hey Sandy, du hast pro Frage maximal zwei Minuten Zeit zu antworten – Lets go!

Sandy, warum wollt ihr eigentlich auswandern?

Als erstes wollten wir eigentlich nur aus dieser Stadt heraus. Hier kann ich unsere Tochter nicht alleine zur Schule laufen lassen, hier ist kein sicheres Umfeld. Und dann kamen einfach noch andere Punkte hinzu. Ich habe das Gefühl, dass es in diesem Umfeld nicht möglich ist, mein Kind nach meinen Werten zu erziehen. Leistung und Arbeit sollte noch etwas zählen, finde ich. So wurde ich auch erzogen. Wir arbeiten hier hart, aber übrig bleibt wenig. Arbeit lohnt sich hier nicht – das ist mein subjektives Gefühl.

Warum gerade die Schweiz?

Die Entscheidung für die Schweiz fiel innerhalb von 30 Minuten. Es sollte möglichst ein deutschsprachiges Land sein – unser Englisch reicht zwar ganz gut aus, aber Zeit, um eine neue Sprache zu lernen, bleibt im Alltag bei uns nicht. Gerade in meinem Job ist die Landessprache wirklich wichtig. Und in der Schweiz fühlt es sich für uns stimmig an. Unser Lieblingsland wäre Norwegen gewesen. Aber da wäre ja der Punkt mit der Landessprache.

Wie findet eure Tochter den Plan vom Auswandern?

Unsere Tochter fühlt sich jetzt sehr wohl in der Schule, nach Corona war sie häufig unsicher. Sie hat jetzt Freundschaften geschlossen, sonst war sie immer zurückhaltend. Da ist sie natürlich traurig. Wir haben ihr erklärt, dass wir so oder so umziehen werden, da wir ja auch ihre Selbstständigkeit fördern wollen – hier kann ich sie weder alleine auf den Spielplatz noch in die Schule schicken. Sie kommuniziert zum Glück klar ihre Gefühle, und ich reflektiere ihre Ängste. Ich nehme sie da ernst. Auf was sie sich aber sehr freut, ist ihr eigenes Zimmer – das hat sie derzeit leider nicht.

Was sind denn eure größten Sorgen rund ums Auswandern?

Mein Mann gibt einen Job auf, in dem er 24 Jahre beschäftigt war. Für ihn ist das ein großer Schritt und natürlich die Unsicherheit, einen gleichwertigen Job in der Schweiz zu finden. Ich bin da recht entspannt,, was den Job angeht – in der Pflege findet sich immer etwas. Meine Sorgen sind eher aufs Kind und die familiäre Situation bezogen. Lebt sich unsere Tochter gut ein? Verstehen wir die Dialekte gut genug? Finden wir eine passende Wohnung?

Verrate mir, was muss unbedingt mit in die Schweiz und auf was werdet ihr verzichten?

Erinnerungen! Die auf jeden Fall. Und bestimmte Geschenke. Alle elektrischen Geräte bleiben hier, bis auf zwei, drei Ausnahmen wie den 3-D-Drucker.

Gab es etwas, was dich überrascht hat bei der Suche nach dem passenden Auswanderer-Land?

Eine Sache hat mich schockiert. Es lassen sich wohl viele Schweizer scheiden vor der Rente, weil getrennt lebende Rentner mehr Geld erhalten als verheiratete Paare. Und in einigen Regionen sind manche Schweizer wohl nicht gut auf Immigranten zu sprechen, auch nicht auf Deutsche. Da mache ich mir schon Sorgen und hoffe, dass das mit der Schule klappt und unsere Tochter Anschluss findet.

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Gibt es Schwierigkeiten bei der Planung oder Umsetzung zum Thema Auswandern bei euch?

Die deutschen Gesetze. Als Pflegekraft in Solingen ist es sehr schwer, an nötige Unterlagen zu kommen, die ich brauche. Zum Beispiel die Anerkennung meiner Ausbildung. Alles wird einzeln geprüft, keiner fühlt sich zuständig, alles sehr bürokratisch, nichts digital. Für meinen Mann ist die größte Hürde, dass Staatsbürger bei der Jobwahl vorgezogen werden. Er ist in leitender Funktion im kaufmännischen Bereich tätig.

Du hast bestimmt viele Learnings gehabt, aber was ist dein größtes Learning zum Auswandern in die Schweiz?

Ich hätte einfach früher anfangen sollen, einige Dinge zu erledigen. Ich hätte zum Beispiel die Anerkennung früher besorgen sollen, das ist sehr zeitraubend. Und vor Schulbeginn, im Kindergartenalter, wäre die Auswanderung natürlich auch einfacher.

Welchen Ratschlag würdest du dir vor zwei Jahren oder anderen Auswanderern mit auf den Weg geben wollen?

Das ist ja so individuell, das ist schwer. Aber einfacher wird es, wenn einer schon mal vorgeht, um dort zu arbeiten. Soziale Kontakte aufbauen, das Kind in der Schule hospitieren lassen.

Habt ihr einen Plan B?

Plan B ist auf Erspartes zurückzugreifen im Notfall, als Ausgleich. Wir haben Plan C, D, E und F. Die spielen sich in der Schweiz ab. Und ab da geht es zurück nach Deutschland. Aber da muss schon viel passieren. Und dann würden wir ländlich wohnen wollen, nicht mehr in der Stadt.

Wie lange habt ihr die Auswanderung geplant und habt ihr euch vorbereitet?

Der Plan entstand vor 3, 4 Jahren. Da stand Norwegen noch im Raum. Das hatten wir ja verworfen. Und die Schweiz, ja, da haben wir recherchiert, ins kleinste Detail. Uns hat das Land sehr gefallen. Die Schweiz deckt unsere Bedürfnisse gut ab. Wir haben viel in Facebookgruppen geguckt, waren mehrfach vor Ort, haben Gespräche geführt, mit Menschen die ausgewandert sind.

Organisiert ihr den Umzug in die Schweiz selbst?

Wir würden den Umzug selbst organisieren, wenn wir nicht im vierten Stock ohne Aufzug wohnen würden. Helfer haben wir leider auch nicht, daher werden wir das professionell vergeben.

Gibt es etwas, wo ihr Kompromisse schließen müsst?

Arbeitstechnisch muss das mein Mann wohl. ich werde auch mehr arbeiten müssen als vorher. Der Versand von Paketen ist auch teuer, da überlegt man es sich zweimal ob man im Internet bestellt. Und natürlich büßen wir unsere Routine ein. Aber das Leben ist voller Kompromisse.

Was sind für dich die größten Vorteile vom Auswandern in die Schweiz mit Kind und Familie?

Eigentlich die Tatsache, dass wir hier wegkommen. Eine Wohnung im Erdgeschoß, wo unsere Tochter nicht auf Zehenspitzen laufen muss, überspitzt gesagt. Wir haben auf viel verzichtet in den letzten Jahren, und da haben wir jetzt die Chance, uns das Leben so aufzubauen, wie wir es uns wünschen. Das Schulsystem gefällt uns auch sehr gut. Und wir hoffen, dass unsere Tochter hoffentlich später bessere Chancen hat, in der Schweiz lernen die Kinder drei Sprachen – das ist Standard.

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